Mittwoch, 9. November 2011

Mitbewohner

Im Gegensatz zum großen Nachbarn Australien gibt es hier in Neuseeland eigentlich keine spektakulären Tiere. Also bis auf Kiwis natürlich, aber die gibt's nur, wenn man entweder auf meist erfolglose Nachtwanderungen durch den Wald steht oder in den Zoo geht. Zahlreich vorhanden sind dagegen alle möglichen kleinen und mittelgroßen Biester, die ich aufgrund meines biologischen Unwissens mal unter "Insekten" zusammenfasse. Der Ausdruck "creepy crawly" trifft es vermutlich ganz gut. 
Als wir in unser Zimmer im Boarding House in Mt Eden gezogen sind, ist uns in der Küche ein merkwürdiger weißer Kasten aufgefallen, den wir nach einer Minute Drübernachdenken als Raumduftzerstäuber eingestuft haben. Im weitesten Sinne war das sogar zutreffend. Die Dinger geben allerdings neben frischem Zitrusduft in erster Linie Insektenvernichtungsmittel in die Luft ab. Und so ziemlich JEDER hat so was im Haus. Wir auch. Als wir nämlich umgezogen sind, hat uns gleich am ersten Tag in der neuen Küche eine monströs große Cockraoch Guten Tag gesagt. Und wenn etwas bei mir wohnen will, was kein niedliches Kätzchen, Baby-Zwergflusspferd oder Meerschweinchen ist, verstehe ich keinen Spaß. Ich bin also ab in den Supermarkt und habe von jedem angebotenen Produkt das giftigste gekauft – inklusive zweier so genannter Anti-Floh-Bomben, die, wie uns berichtet worden ist, hier öfter mal gezündet werden müssen. Dann nämlich, wenn einem alles juckt und der Arzt keine andere Erklärung als Flöhe in der Wohnung findet. Tatsächlich angewendet haben wir die Bomben nicht, aber es ist ein beruhigendes Gefühl, a) sie dazuhaben und b) zu wissen, dass man sich nicht schämen muss, sie dazuhaben, weil "flea bombing" hier ein allgemein anerkanntes Wochenend-Hobby ist. Was wir dagegen nahezu täglich machen, ist Nacktschnecken aus unserem Wohnzimmer zu entfernen. Kein Witz. Und erst Recht kein Spaß. Ich habe keine Ahnung, wie die Viecher das machen, aber sie kommen fast jede Nacht aus dem Garten ins Haus und schleimen hier den Teppich voll. Dabei lasse ich höchst selten mal einen Salatkopf auf dem Boden liegen. Ts.

Montag, 7. November 2011

Und nun zum Wetter

Sollte irgendjemand darüber nachdenken, wegen des doofen deutschen Wetters auszuwandern – kommt nicht nach Neuseeland. Oder bleibt nur für zwei Monate im Jahr. In typischen Smalltalk-Gesprächen über das Wetter habe ich seit August (schlimmer, kalter Regenmonat) immer wieder gehört, dass es doch schon bald, ab September nämlich, besser wird. Nachdem der September dann im Grunde genau so kühl und nass war, wie der August, verschoben sich die Wetter-Versprechen in diesen Gesprächen einfach einen Monat nach hinten. Inzwischen haben wir Anfang November und der von vielen angekündigte sommerhafte Frühling ist noch immer nicht verlässlich da. Zwar gibt es immer mal wieder schön sonnige Tage, an denen man dann auch tatsächlich die Shorts aus ihrem Kleiderschrank-Exil holen kann, in den meisten Fällen beinhalten diese Tage aber auch einige Regenschauer und blöde Wolken, die machen, dass man sich in seinen Shorts die Beine abfriert. Beschwert man sich darüber bei denjenigen, die zuvor vollmundig-patriotische Hitze-Versprechungen gemacht hatten, lautet die Antwort üblicherweise: "Noooo, summer really starts in December." Na, mal sehen, ob ich Weihnachten dann wirklich mal am Strand verbringe oder – wie von Deutschland gewohnt – im Nieselregen. 

Sonntag, 6. November 2011

Ausgehen

Bisher bin ich hier in Auckland noch nicht so wirklich richtig mit allem drum und dran (also mit trinken, tanzen und viiiiieeel zu spät bzw. früh nach Hause kommen) ausgegangen. Bis Freitag. Da nämlich hat einer meiner liebsten Kollegen seinen Abschied gefeiert. Zunächst hat man sich halbwegs zivilisiert in einer sehr netten Bar getroffen, geschnackt und das ein oder andere Glas Bier getrunken. Irgendwann war dann die Hälfte der Leute verschwunden (Kiwis gehen gerne früh ins Bett) und der Rest ist von Gläsern zu Pitchern übergegangen. Und zur Tanzfläche. Und dann zur nächsten Tanzfläche. Und zur nächsten und zur nächsten. Denn so nett die Clubs, die wir uns ausgesucht hatten, auch waren, gute Musik gab's eigentlich nirgends. Schöne Episode dazu:
Mein Kollege S. zum Türsteher: "What kind of music do they play inside?"
Türsteher: "You know ... the usual ..."
Kollege S.: "Is it any good?"
Türsteher: "No."
Na dann ... haben wir uns also in ein Taxi gesetzt und nicht nur die Bar, sondern gleich das Ausgeh-Viertel gewechselt. Um das zu tun, bleibt einem übrigens keine andere Wahl, als ein Taxi zu rufen. Über das nicht ganz ausgereifte System öffentlichen Verkehrs in Auckland hatte ich ja schon einmal berichtet. Ebenso, wie über die strikte Alkoholkonsum-Politik. Dementsprechend gab es tatsächlich vor jeder premises einen Türsteher, der die Ausweise kontrolliert und geschaut hat, ob man schon intoxicated ist. Gut, meinen Ausweis hat niemand kontrolliert ... ich muss wohl langsam zur Anti-Falten-Tages-Creme übergehen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich vermutlich die einzige Frau war, die sich zur Feier der Nacht nicht den kürzesten zur Verfügung stehenden Mini-Rock übergestülpt hatte. Holla, die Waldfee – ich dachte, Hamburg sei schlimm, was Aufbrezeln angeht. Trotz meines scheinbar Undedressed-Seins hatte ich aber einen sehr schönen Abend und kann berichten: Auch in Auckland geht man aus. Also doch!

Freitag, 28. Oktober 2011

Weltmeister

Nachdem ich mich sechs Wochen lang mehr oder weniger nicht für den Rugby World Cup interessiert habe, haben wir uns am vergangenen Sonntag aufgemacht, um das Finale zwischen den All Blacks und Frankreich in einer Kneipe zu gucken. In erster Linie, weil unser Fernseher nicht funktioniert, aber natürlich auch, um schnell noch ein bisschen WM-Luft zu schnuppern, bevor sie wieder verflogen ist. Und genau das war sie, wie wir feststellen sollten, ziemlich schnell, nämlich etwa zwei Minuten nach Abpfiff. Man stelle sich mal vergleichshalber vor, es sei Fußball-WM in Deutschland und Deutschland stünde gegen ... sagen wir mal Italien im Finale. Das Spiel ist kein besonders schönes, aber ein besonders spannendes, da knapp gehaltenes. Am Ende gewinnt Deutschland mit 2:1. Es ist 22.15 Uhr und am nächsten Tag ist ein nationaler Feiertag, an dem so gut wie niemand arbeiten muss. Was man nun wirklich nicht machen würde: NACH HAUSE GEHEN!!!! Wir konnten es kaum fassen, als sich direkt nach der Übergabe des Pokals die Tische um uns herum leerten und ein Kiwi nach dem Anderen zahlte, um sich ins Auto zu setzen und absolut hupkonzertlos den Heimweg anzutreten. Eine nette Ausnahme bildete eine Gruppe von so genannten Best Agern, die sich den ganzen Abend über mit Champagner haben volllaufen lassen und es großartig fanden, mit jungen Menschen aus Übersee zu tanzen. Ich hatte genug Bier getrunken, um freudig mitzumachen –obwohl ich zu den glücklichen vermutlich 2% aller in Neuseeland lebender Menschen war, die am nächsten Tag trotz Labour Day zur Arbeit mussten. Dort war ich dann erneut erstaunt: Es gab tatsächlich Menschen, die statt glücklich verkatert die Folgen des Triumpfs auszukurieren und einen ausnahmsweise mal sehr sonnigen Tag zu genießen, ihren ganz normalen Einkauf erledigt haben, als sei nichts gewesen. Und besonders schön: Wer sich doch dran erinnerte, dass am Tag zuvor irgendwie was war, nutzte die Gelegenheit für Smalltalk, überflüssig as. "Did you watch the rugby last night?" Gerne hätte ich erwidert, ich sei leider nicht dazu gekommen, sonntags abends sei doch mein Strickkurs. WER, bitteschön, hat dieses Spiel NICHT gesehen? Ts. 

Freitag, 21. Oktober 2011

Kaffee

Vor einiger Zeit hatte ich einen Beitrag zum Thema Kaffee geschrieben, dann aber wieder gelöscht – der Grund dafür war die nicht übermäßig freundliche Erwähnung des Barista-Kurses, den ich damals besucht hatte. Irgendwie wollte ich nicht immer nur böse sein. Dennoch: Über Coffee muss geschrieben werden!
Um einen Kaffee zu bestellen, gibt man hier in Neuseeland nicht weniger als fünf Basis-Informationen an den Barista weiter: Welche Art Kaffee? Welche Größe? Welche Milch? Wie viel Zucker? Take out oder Have here? Also der Reihe nach ...
Grundsätzlich unterscheidet man in Kiwi-Land zwischen Flat White, Cappuccino, Mocca, Latte, Short Black und Long Black. Die beiden erst genannten unterscheiden sich durch die Art und das Volumen des Milchschaums – ein Flat White hat eine etwa fingerdicke Schicht kompakten Schaums ohne Bläschen on top, der Cappuccino eine ungefähr doppelt so dicke Schicht MIT Bläschen. Und Kakaopulver. Was die Latte anders macht als einen Flat White, habe ich bis heute nicht begriffen. Der Mocca ist ein Cappuccino mit Schokomilch, der Short Black ein Espresso und der Long Black ein Short Black mit Wasser. Das Ganze (außer Short und Long Black) gibt es dann mit "blue top" (normaler Voll-) Milch, "trim" (entrahmter) oder soy milk. So weit, so gut. Doch wer – zumindest im für neuseeländische Verhältnisse mondänen Auckland – etwas auf sich hält, der hat besondere Kaffeewünsche. Eine meiner Lieblingsbestellungen lautet "Could I please get a three quarters large trim triple shot dry cappuccino with half a sugar and cinnamon on top to have here in a take out cup, please?" Das sind ja gleich sechs Extrawünsche auf einmal. Ich übersetze kurz ein paar Dinge: 
Three quarters: Becher nicht ganz voll, also weniger Milch. 
Triple shot: Üblicherweise kommt der Kaffee mit zwei "Schüssen" Espresso, triple shot ist also einer extra.
Dry: Ganz viel Schaum, wenig flüssige Milch. 
Half a sugar: Völliger Blödsinn!!!!
Cinnamon on top: statt des üblicheren Kakaopulvers. 
Bei einer Bestellung mit drei oder vier Kaffee dieser Art kann man schon mal durcheinander kommen. Zudem halten sich die gleichen Menschen, die so was haben wollen, für wahre Coffee-Connoisseurs, die adleräugisch beobachten, wie man ihr Getränk zubereitet und theatralisch zusammenzucken, wenn die Milch beim Aufschäumen etwas lautere Geräusche macht als erwünscht oder der Espresso nicht in exakt 26 Sekunden durchläuft. Und genau darum HASSE ich es, Kaffee für irgendjemand anderen, als für mich selbst zu machen. 

Montag, 10. Oktober 2011

So was hab ich doch auch bei der Arbeit rumstehen ...

Da mein Interesse für den neuen Kiwi-Sendeplatz britischer Seifenopern sich in recht engen Grenzen hält, lese ich den NZ Herald – Neuseelands größte und, soweit ich bisher herausgefunden habe, auch einzige nationale Tageszeitung – eher selten. Blättern und Bilder gucken reicht völlig. Neulich bin ich dabei allerdings auf eine erstaunliche Geschichte gestoßen. Im Zuge des Wiederaufbaus des von Erbeben verwüsteten Christchurch wurden überall in der Stadt kleine Pumpfläschchen mit hand sanitizer verteilt, um Infektionen vorzubeugen – auch in öffentlichen Einrichtungen wie zum Beispiel Gefängnissen. In einem ebensolchen haben sich einige der Insassen gedacht "Betrunken sein ist viel lustiger als nicht krank werden" und das Zeug mit Limonade zusammengeschüttet. Das Ergebnis: ein vermutlich ziemlich widerlicher, aber garantiert keimfreier Cocktail und sieben Monate Extra-Haft für den ideengebenden und anstiftenden prisoner, der mündlichen Überlieferungen zufolge vergeblich versucht hat, seine Hände in Unschuld zu waschen. 

Frühling




Montag, 3. Oktober 2011

What the f***!?!

Ich weiß ja gar nicht, wo ich anfangen soll ... Vielleicht mit einer kleinen Entschuldigung, dass dies kein Kiwi-Eintrag wird ...
Neulich sind wir an einem Plakat vorbei gefahren, auf dem folgende schöne Headline zu lesen war: "Transforming ordinary guys into extraordinary men." Ein hehres Ziel, das die Absender, die "Promise Keepers", da verfolgen. Weil ich natürlich wissen wollte, was man denn tun muss, damit aus einem herkömmlichen Typen ein außergewöhnlicher Mann wird, habe ich gerade nach den "Promise Keepers" gegooglet. Und siehe da, ich hatte es mir fast schon gedacht: Es handelt sich nicht um ein Fitness-Studio, sondern um eine christliche Gruppe. Nun bin ich allem Kirchlichen gegenüber ja immer etwas skeptisch eingestellt, aber im Grunde genommen ist natürlich nichts falsch daran, sich als Mann dazu zu entschließen, Versprechen zu halten, nicht fremdzugehen und einen irgendwie ordentlichen Lebensweg einzuschlagen. Dennoch hat das Ganze einen seltsamen Beigeschmack. 
Warum denn eigentlich nur Männer? Geht man davon aus, dass Frauen sowieso immer auf dem "richtigen" Pfad bleiben, weil sie schließlich Frauen sind? Oder ist es bei ihnen nicht so wichtig, wenn sie vom Weg abkommen, weil sie zu Hause sind, wo sie beim Kochen keinen großen Schaden anrichten können? Na ja; ich will mal nicht die Feministin raushängen lassen, die ich nicht bin – auch, wenn ich Sätze wie "As a man you have to lead by example" einigermaßen zum Brechen finde.   
Viel Spannender ist eigentlich dieses ... sagen wir mal erstaunliche Video ..., auf das von der Website der "Promise Kepers" verlinkt wird: 




Und von diesem Video aus bin ich dann zu folgendem Video gelangt: 


Es scheint also ein ernsthaftes Problem zu sein, Männer in die Kirche zu kriegen. Und was will man schließlich mit Frauen und Kindern?  

Ungesundes Halbwissen beim GP

Heute war ich – mal wieder – beim Arzt. Bei dem Arzt, der mir zunächst als Diabetes-Experte innerhalb des Medical Centres bei uns um die Ecke empfohlen worden ist, von dem ich dann aber ein paar Wochen später auch problemlos die Pille verschrieben bekommen habe. Das nennt man dann General Practicioner. Soweit so gut und unkompliziert: Man hat also einen Hausarzt, der sich im Grunde um jedes Wehwehchen kümmert. Oder lieber nicht ... Meinen heutigen Termin hatte ich schlechten Blut(zucker)werten zu verdanken, die Dr. I. so sehr bekümmert haben, dass er mich gebeten hat, noch einmal vorbeizuschauen. Womit er ja Recht hat. Da muss man was dran machen. 
Nun schlage ich mich seit mehr als 16 Jahren, also über die Hälfte meines Lebens, als Diabetikerin durch eben dieses und habe wohl ganz grundsätzlich verstanden, wie diese Sache mit dem Insulin funktioniert. Tja, ganz grundsätzlich scheint auch Dr. I. das nicht fremd zu sein. Ich will nicht weiter ins Detail gehen, aber dafür, dass er mir einfach mal eben so eine völlig neue Therapieform verpassen wollte, zeigte er erstaunlich wenig Interesse an meiner wiederholten Argumentation, dass die Insulindosis nicht nur durch den aktuellen Blutzuckerwert bestimmt wird, sondern auch dadurch, was ich in Begriff bin, zu essen – von den so genannten Brot- oder Kohlenhydrateinheiten, die so ungefähr das ABC eines jeden Diabetikers sind, hatte er scheinbar noch nie gehört. Ebenso wenig schien im klar zu sein, dass die Idee hinter einer Insulinpumpe die kontinuierliche Versorgung mit dem Stoffwechselhormon ist und bestand daher darauf, dass ich lieber einmal am Tag ein Insulin mit 24 Stunden Wirksamkeit und zum Frühstück, Mittag- und Abendessen ein kurzwirkendes Präparat dazu verwenden sollte. Was der Therapie entspricht, die schon als ich 1995 die Krankheit bekam, im Grunde genommen überholt war. Na ja. Zumindest hat er, wie es sich für einen guten Hausarzt gehört, am Ende noch mal meinen Blutdruck gemessen. Und mir einen dicken Rabatt auf sein Beratungshonorar gegeben. Ist doch auch was wert. 

Mittwoch, 28. September 2011

Safety

Sicherheit wird groß geschrieben im kleinen Neuseeland. So groß, dass die bedrohlichste Gefahr oft darin besteht, sich über bestimmte Safety-Maßnahmen totzulachen. Wenn nämlich zum Beispiel eine Straße auf 100 Metern Länge mit orangen Pömpeln versehen und zu einer 30er-Strecke gemacht wird, weil sich in der Nebenstraße eine Baustelle befindet. Ohne Witz. (Macht man in Kiwiland schließlich nicht so oft, siehe hier.) Wirklich gar nichts zu lachen haben dabei die armen warnbewesteten Kerlchen, die sich an der tatsächlichen Baustelle den ganzen Tag die Beine in den Bauch stehen, um aufzupassen, dass niemand in das ohnehin fünffach abgesperrte Loch fällt, das man dort gegraben hat. Oder sich – wie ich heute – um auf den Bus zu warten, dessen Halte- aber leider mitten in der Baustelle liegt, einfach an eine Ecke, auf der sich zwei Straßen kreuzen, stellt. "You can stand over here to wait for the bus. The corner is too dangerous." Tja, ich bin wohl doch nur ein dummer Tourist und habe das schöne Leaflet "Keeping Safe as a visitor in New Zealand" nicht hinreichend gründlich studiert. Das haben wir gefunden, als wir auf der Coromandel-Halbinsel unterwegs waren und aus lauter Regenverzweiflung in jedes noch so kleine Touristeninformationshäuschen gelaufen sind, das wir finden konnten. Dort nämlich lag dieses kleine Meisterwerk der Sicherheit aus, das jede, aber auch wirklich jede potentielle Gefahrensituation bedenkt; inklusive natürlich mal wieder meiner Lieblingsgefahr, dem bösen Alkohol. Was in diesem Zusammenhang übrigens sehr lustig ist: Ein Bekannter erzählte mir neulich, dass man lieber mit Gras dealen sollte, als sich in einer Liquor Ban Area mit einem Bier erwischen zu lassen, wenn man keine Lust auf große Unannehmlichkeiten hat. In noch erheblichere Schwierigkeiten kommt man wohl nur, wenn man das Sicherheitsvideo verpasst hat. Welches Sicherheitsvideo? Na DAS Sicherheitsvideo. Es ist nicht immer ein Video, sondern manchmal auch eine Live-Erklärung oder -Vorführung, aber es wird immer gezeigt, bevor irgendetwas losgeht: Wo sind die Notausgänge, wo ist der assembly point und wie war noch mal die Nummer der Feuerwehr? Hm ... ja, wie war die denn noch mal ...? 


Montag, 26. September 2011

Haka

Ich bin ja nicht soooo sehr im Rugby-Thema. Aber auch ich habe mitbekommen, dass hier gerade WM ist und dass die All Blacks, die neuseeländische Nationalmannschaft, zu den Titelfavoriten zählen. Und ich habe sogar schon das ein oder andere Spiel gesehen. Also das ein UND andere, insgesamt nämlich zwei. Beides Mal fand ich ganz besonders interessant vor allem das Geschehen vor dem Spiel. Da führen die All Blacks (die übrigens, das sei am Rande erwähnt, im Schnitt irgendwie besser aussehen als Bastian Schweinsteiger und Prinz Poldi) den Haka auf, einen rituellen Tanz der Mãori, mit dem die Gegner eingeschüchtert werden sollen. Also ich sag mal, bei mir würd's klappen.
Großartig, oder?

Ist ja auch nicht alles doof

Ich habe gerade ein bisschen in diesem Blog geblättert und fühle mich etwas schlecht. Man muss ja fast den Eindruck gewinnen, dass ich Neuseeland doof finde und Neuseeländer nicht ausstehen kann. Stimmt aber ja gar nicht. Es macht nur einfach mehr Spaß, beim Schreiben ein bisschen böse und gemein zu sein. 
Es gibt aber natürlich auch einige ganz wunderbare Dinge, die ich sehr vermissen werde, wenn ich wieder in Deutschland bin. Freundliche Fahrkartenkontrolleure in der Bahn zum Beispiel. Und natürlich das viele, viele Wasser, das man hier immer und überall um sich herum hat. Mandarinen- und Zitronenbäume in Vorgärten. Richtig guter Kaffee für umgerechnet 2,50 Euro, wenn's teuer ist. Die große Terrasse, die zu unserer Haushälfte gehört. Meine Mondays off. Und sicher noch viele andere Sachen, die ich aufschreiben werde, wenn sie mir einfallen. Versprochen. 

Samstag, 24. September 2011

Humor in kleinen Dosen

Humor ist ja immer so eine Sache. Jeder behauptet gerne von sich, ihn zu haben. Manche haben ihn wirklich, andere nicht und wieder andere finden Mario Barth lustig. Die Kiwis in meinem Umfeld brüsten sich gerne bei jeder sich bietenden oder nicht bietenden Gelegenheit mir – der selbstverständlich bierernsten und humorlosen Deutschen – gegenüber mit ihrem very special humour, den nicht jeder versteht. Hm. Zu verstehen gibt es da aber eigentlich nicht viel. Fast alle Witze oder lustig gemeinten Bemerkungen, die ich bisher gehört habe, drehten sich entweder darum, dass jemand einen Bush saven will und Bush auch ein Wort für die weibliche Schambehaarung ist, harhar, oder waren aus irgendeiner amerikanischen Comedy-Serie geklaut. 
Ironie ist allgemein eher nicht bekannt. Neulich bat mein Butcher-Kollege mich, auf seine Würstchen (wer Spaß dran hat, kann daraus jetzt was Blödes machen) aufzupassen, damit er eine kurze Pause machen kann. Ich habe das gesagt, was ich immer sage, wenn er mich als Buletten-Babysitter braucht: "Sure. I'll just ignore butchery the way I always do." Leider habe ich nicht bemerkt, dass einer meiner Chef-Chefs hinter mir stand. Statt wie der (südafrikanische) Butcher und ich kurz über meine, zugegebenermaßen nicht wirklich richtig komische, Antwort zu lachen, schenkte er mir einen ebenso verblüfft fragenden wie ernsthaften Blick, der garantiert nicht hatte ausdrücken sollen: "Ha ha, hab ich verstanden. Ignorieren. Dabei guckste eigentlich schon, ne?"
Da ich mich mit so etwas nicht das erste Mal in eine etwas unangenehme Situation gebracht habe, werde ich meinen eigenen Humor ab jetzt nur noch in kleinen Dosen anwenden. Und in großen für zu Hause konservieren. 


(Wie immer gilt: Ich bin weit davon entfernt, zu verallgemeinern und bin sehr sicher, dass nicht jeder Neuseeländer über die gleichen Witze lacht. Schließlich gucken sich Mario Barth auf RTL auch "nur" 2,19 Millionen Deutsche an; und nicht knapp 82.)

Montag, 19. September 2011

Klamotten kaufen

Was hier in Kiwi-Land ja mal so gar keinen Spaß macht: Klamotten kaufen. Jedenfalls dann nicht, wenn man wie ich weder richtig, richtig, richtig fett, noch magersüchtig ist und zudem keine Beine hat, die einmal bis zum Mond und zurück reichen, sondern das Leben als kleines Durchschnittsmoppelchen bestreitet. Da mein Arbeitgeber ziemlich penibel darauf achtet, dass wir nichts zu lachen haben und passend dazu stets in der hübschen Trauerfarbe Schwarz gekleidet sind, habe ich einen großen Teil meines freien Tages heute dazu genutzt, eine wirklich schwarze Hose (nicht dunkelblau und auch nicht grau) zu finden. In meiner Verzweiflung habe ich sogar meinen Chef angerufen, um mich von ihm beraten zu lassen, in welchen Geschäften ich fündig werden könnte. Doch weder Supré, noch Glassons, noch JeansWest noch eines der anderen neuseeländischen H&Ms und C&As war in der Lage, mir eine schlichte schwarze Jeans zu verkaufen, aus der ich nicht entweder rausgefallen wäre oder die aus mir eine hübsche kleine dicke deutsche Bratwurst in Pelle gemacht hätte. Es liegt nicht zwingend am Größenangebot, sondern eher an den unterschiedlichen Schnitten: Man hat die Wahl zwischen "Super Flare von unter den Achseln bis fünf Zentimeter länger als die Beine reichen" und "Second Skin". Kurz vor dem Nervenzusammenbruch stehend, bin ich schließlich in ein Second-Hand-Geschäft und habe was gekauft? Hosen von Zara und Mango. Es leben europäische Touristen, die am Ende ihrer Reise entweder zu viel Gepäck oder nicht mehr genug Geld haben und darum ihre Klamotten verscherbeln! 

Montag, 12. September 2011

RWC

Es ist Weltmeisterschaft. Und zwar im Rugby und zwar in Neuseeland. Das ist ungefähr so wie eine Fußball-WM in Deutschland – mit einigen entscheidenden Unterschieden. In Deutschland gibt es nämlich nicht nur mehr als eine wirklich richtig große Stadt, sondern auch einen halbwegs funktionierenden Personennah- und fernverkehr. Bei den Kiwis gibt es Auckland und ... ein paar Züge. Ein paar Züge, die schon im normalen Berufsverkehr überfüllt und unpünktlich sind wie die deutsche Bahn nur im schlimmsten Schneechaos. Kein Wunder also, dass es während der großen Eröffnung am vergangenen Freitag zu einigen Problemen kam. Man muss sich das ungefähr so vorstellen: Aucklands Stadtzentrum wird auf einer Seite natürlich begrenzt; von einem Hafenbecken. Direkt an diesem Hafenbecken sollte ein großes Fest mit allem Pipapo stattfinden. Zunächst für bis zu 15.000 Menschen. Dann hat man jedoch auf dem eh nicht allzu große Gelände einen riesigen, absolut funktionslosen Rugbyball aufgestellt und die Zahl der Menschen, die an der Veranstaltung teilnehmen können, so auf 12.000 reduziert. Klingt viel; ist es aber nicht, wenn von 1,3 Mio. Auckländern ungefähr 90% absolute Rugby-Fanatiker und zusätzlich Anhänger von 20 Mannschaften aus aller Welt zu Besuch gekommen sind. 
Ich habe an diesem Tag bis 19.30 Uhr arbeiten müssen, was mich zum Glück davon abgehalten hat, auch nur zu versuchen, auch nur in die Nähe der Innenstadt zu kommen. Von allen, die verrückt genug waren, hinzugehen (hinfahren war ja weder per Bus, Bahn, Auto noch Fähre möglich), habe ich eigentlich nur ein Wort darüber gehört: packed! 
Am Mittwoch wird ein öffentlicher Bericht über das Chaos veröffentlicht. Ich bin gespannt ...

Montag, 29. August 2011

Aus Auckland raus

Was ja wirklich lustig ist: Auckland ist im Grunde genommen eine Großstadt wie jede andere. Gut, es gibt ein bisschen mehr Wasser, ziemlich viele Vulkane und mehr Boote als Haushalte. Aber wenn man durch die Innenstadt läuft, denkt man nicht dauernd "Wow, ich bin in der City of Sails!", sondern "Alter, rempel mich nicht an!". Fährt man aber aus der Stadt raus, ist man nach einer Stunde nicht in der nächsten Stadt, sondern mitten im Nichts. Und zwar im faszinierendsten Nichts, das man je gesehen hat. Unendliche Küstenabschnitte, grün bewachsene Berge und Straßen, die direkt daran vorbei und mitten durch führen. Kommt man dann aus Versehen doch mal in eine Ortschaft, kann man oft nicht glauben, dass diese in der Karte überhaupt eingezeichnet ist. Am Wochenende waren wir in Helensville, von dem ich mir nach ausführlicher Lektüre diverser Maps und "What to do in NZ"-Broschüren ein nachmittagsfüllendes Programm erhofft hatte. Tatsächlich entpuppte sich das Dorf jedoch als längst nicht halb so groß, dafür aber ungefähr doppelt so langweilig wie ... sagen wir mal Verl. Wir waren einen Kaffee in einem Café trinken, das sich bezeichnenderweise einfach "The Café" nennt und haben uns wagemutig auf den Walking Trail begeben, der laut Besucherinformationszentrum eine Stunde unserer Zeit in Anspruch hätte nehmen sollen. Und dann sind wir nach 30 Minuten weiter zum nächsten Strand gefahren. Sehr lustig. Bitte nicht falsch verstehen: Ich mag kleine, verschlafene Ortschaften. Solange ich nicht dort wohnen muss, mag ich sie sogar tausend Mal lieber, als große Städte. Ich finde es nur sehr lustig – oder sagen wir beeindruckend – , wie viel Gegend es hier gibt. Und ich freue mich schon sehr darauf, noch viel mehr davon zu sehen ...

Stromkunde sein

In Neuseeland (bzw. Auckland – den Rest des Landes kenne ich ja eigentlich noch gar nicht) ist vieles aufregender als in Deutschland. Busfahren zum Beispiel. Besonders spannend in diesem Zusammenhang: Kommt der Bus heute? Und fährt er wirklich da ab, wo das Internet behauptet, eine Haltestelle gefunden zu haben? Können beide Fragen mit Ja beantwortet werden, hat man großes Glück. Dann nämlich kommt man nicht nur irgendwann am Ziel an, sondern hat oft auch eine Busfahrt mit Blick auf den Hauraki Golf vor sich. Das sieht dann ungefähr so aus: 
Aber selbst solche stunning views werden irgendwann zur Gewohnheit und man kann ja auch nicht immer nur aus dem Busfenster gucken. Darum habe ich jetzt ein neues Spielzeug: Ich bin Stromkunde. Und zwar bei Powershop. Warum? Natürlich nicht, weil ich Preise verglichen habe, sondern weil die Kampagne geil ist:
Aber nicht nur in Sachen Kommunikation können sich Vattenfall und Co. eine dicke Scheibe von Powershop abschneiden. Glaubt es oder nicht, aber ich bekomme Strom von denen, ohne auch nur zu wissen, wo unser Stromzähler ist. Und es gab nicht einen einzigen Brief. Alles online, alles ganz unkompliziert. Und zwar wirklich, nicht so kleingedrucktes-unkompliziert. Man meldet sich da an und bekommt statt eines langweiligen Vertrages eine total lustige Mail, in der steht, dass man sich keine Sorgen machen soll. "No worries." 
Anders als bei uns zahlt man (zumindest bei diesem Anbieter) keine monatliche Pauschale, sondern kauft Stromeinheiten, die je nach Stromart mehr oder weniger je Stück kosten. Hat meine keine Units mehr, ist man mit seinem Kundenkonto im Minus. Das ist aber nicht so schlimm. "No worries." Wenn man nicht selbst Strom shoppen geht, wird dann einfach irgendwann die Summe für die verbrauchte Elektrizität vom Konto abgebucht. Aber das macht natürlich nur halb so viel Spaß, als wenn man sich hinsetzt und aus unzähligen lustigen Strompaketen die raussucht, mit denen man am meisten spart. Es gibt nämlich nicht nur einfachen Strom, sondern auch Sonderangebote wie zum Beispiel "Summer Power" mit besonders günstigen Einheiten, die nur in den hier warmen Sommermonaten Dezember und Januar genutzt werden können. Und: Man erhält eine wöchentliche E-Mail, in der Powershop einem den Verbrauch der letzten sieben Tage anzeigt – sowohl in Units als auch in $. Ein perfekter Anreiz, mal nicht in jedem Zimmer immer Licht anzuhaben. Leider nicht genug Anreiz jedoch, um den wirklichen Stromfresser, den Heater, auszuschalten. Ohne den ist es in Kiwi-Häusern nämlich immer noch ganz schön f***ing cold!

Montag, 22. August 2011

Werbung

Zwei Kampagnen haben in den letzten Wochen meine Aufmerksamkeit erregt – eine, weil sie scheinbar weltweit als völlig absurd und schwachsinnig aufgefallen ist. Warum, zum Teufel, sollten die All Blacks, das neuseeländische Rugby Nationalteam, erfolgreicher sein, wenn die Fans während des World Cups keinen Sex haben? Anders, als einige erboste Radiohörer, die sich in diversen Morning Shows über den moralischen Verfall ihrer Gesellschaft aufregen mussten, denke ich zwar nicht, dass Kinder durch die Kampagne verstört werden können – zumal das Wort Sex nicht einmal genannt wird – dennoch frage ich mich aber, welche Drogen Kunde und Kreativer da genommen haben. Na ja ... 
Aus Sicherheitsgründen nicht mal ein Bier getrunken haben dagegen sicher die Jungs und Mädels, die sich diesen wunderbaren Nonsense ausgedacht haben. In der ganzen Stadt hängen City Lights, auf denen erwachsene Menschen dazu aufgerufen werden, beim Treppensteigen das Licht anzumachen und Teppiche festzukleben, um nicht darüber zu stolpern. Jaja ... diese extrem selbstständigen Kiwis ...

Montag, 8. August 2011

Gesundheit!

Vier Monate lang konnte ich es aufschieben; irgendwann war dann doch mal Zeit, von meinem mehr als zwei Jahre gültigen Visum Gebrauch zu machen und zum Arzt zu gehen, um mir neuen Diabetes-Kram verschreiben zu lassen. Das ist ein bisschen anders als in Deutschland ... Hier gibt es keine gesetzliche Krankenversicherung in dem Sinne. Wer zum Arzt geht, zahlt dafür. Man sucht also nicht nur eine Praxis in der Nähe, sondern vergleicht auch Preise. Was ich ziemlich gewöhnungsbedürftig finde – was aber scheinbar auch dazu führt, dass Arztpraxen gut organisiert sind und ihren "Kunden" etwas bieten wollen. Wer 50 Dollar und mehr für eine Viertelstunde (längere Consultations müssen im Voraus gebucht werden) bei Onkel Doktor latzt, will schließlich nicht wochenlang auf einen Termin warten. Und auch nicht stundenlang im Wartezimmer. Soweit also alles prima. Dass Verschreibungen dann noch mal 20 Dollar extra kosten ... bitteschön. Ziemlich bescheuert ist aber, dass man Verschreibungen nicht für alles, was man (in meinem Fall als Pumpenpatient) so braucht, bekommt. Aber immerhin bekommt man den Kram hier überhaupt. Also habe ich mal bei der Herstellerfirma angerufen, um mich zu erkundigen, was das alles so kostet: Noch bevor ich dazu kam, am Telefon meinen Namen zu nennen, wurde ich nach meinen Kreditkarteninformationen gefragt.
Insgesamt ist das alles sehr befremdlich, wenn man aus einem Land kommt, in dem 10 Euro Praxisgebühr dazu führen, dass Menschen lieber gar nicht mehr zum Arzt gehen und Pharmaunternehmen von der Öffentlichkeit geradezu verurteilt werden, wenn sie wie jedes andere Unternehmen lieber Gewinn als Verlust machen. 

Achtung, folgender Eintrag enthält Buchstaben.

Gleich vorweg: Ich habe nichts gegen die Kiwis. Sie sind sehr aufgeschlossen gegenüber Fremden, hilfsbereit und freundlich. Aber ein bisschen merkwürdig sind sie auch. Als kleines, isoliertes Völkchen mitten im Pazifik halten die Neuseeländer sich für besonders unabhängige und einfallsreiche Überlebenskünstler, die mit jeder Situation klarkommen und sind (zurecht!) stolz wie Oskar, wenn sie sich ihr Boat Shed, ihre Hundehütte oder was auch immer im D.I.Y.-Verfahren ohne fremde Hilfe gebaut haben. Im normalen Alltag hingegen scheint der gemeine Kiwi ein wenig mehr Unterstützung zu brauchen. Ganz am Anfang meines Aufenthalts hier ist mir aufgefallen, dass auf jedem Joghurt-Becher der schöne Hinweis "Contains Milk" zu finden ist. Kopf geschüttelt, Witz darüber gemacht, woraus Joghurt in Kiwi-Land sonst bestehen könnte, Angelegenheit wieder vergessen. Je länger man aber hier ist, über desto mehr solcher merkwürdiger Dinge stolpert man. Das Müsli, das ich gerade esse, soll ich zum Beispiel vorsichtig kauen, wenn ich Zahnschmerzen habe. Und Schritt 1 der "Zubereitungs"anleitung für Backofenpommes ist immer, die Pommes aus der Plastiktüte zu holen. Was eigentlich selbstverständlich ist, wird in Neuseeland lieber noch mal verdeutlicht. Darum gibt es gerade auch eine ganze CLP-Kampagne, die nichts weiter aussagt als "Wenn Du Deine Getränkedose ausgetrunken hast, musst Du sie in den Mülleimer werfen." In Deutschland gibt es vermutlich auch genug Menschen, die genau das nicht tun; um sie mit Plakaten darauf aufmerksam zu machen, wie scheiße das ist, hätte die Werbe-Elite sich aber vermutlich etwas anderes ausgedacht, als das schöne Motiv "Dose wird in Mülleimer geworfen", das weniger ermahnt, als vielmehr erklärt. 
Sehr lustig sind auch meine Begegnungen mit Kunden bei Nosh. Wer bei uns einkauft, kann nicht ganz dumm sein, weil er (oder sie) auf jeden Fall pfiffig genug gewesen sein muss, um sich einen guten Job oder einen reichen Ehepartner zu suchen. Dennoch sind Fragen wie "Kann ich die Breakfast-Sausages auch zum Dinner essen?" keine kuriose Seltenheit und leider auch völlig ernst gemeint. Regelmäßig steht jemand mit einer Packung Cracker vor meiner Theke und fragt mich, ob diese mit dem soeben gekauften Käse gegessen werden können. Wenn ich dann antworte, dass das ganz auf den persönlichen Geschmack ankommt, ernte ich nichts als irritierte Blicke und kann sicher sein, dass nach mir noch ein weiterer Mitarbeiter konsultiert wird. Die Cracker könnten schließlich explodieren, wenn man sie mit dem falschen Käse serviert. Das Lustige an der Sache: Diese scheinbar sehr große Unsicherheit führt dazu, dass man vielen Neuseeländern so ziemlich jeden Bären aufbinden kann – zum Beispiel den, dass Gluten dick macht und ungesund ist. Wohin man schaut, sieht man glutenfreie Rezepte und Lebensmittel. Anfangs habe ich mich gefragt, ob es hier besonders viele Zöliakie-Patienten gibt, mit der Zeit aber festgestellt, dass es einfach eine Art medienerzeugter Trend ist, sich glutenfrei zu ernähren, um gesund und schlank zu bleiben. Was natürlich Bullshit ist. Aber nun gut ...

Sonntag, 31. Juli 2011

Aufgrund zahlreicher Beschwerden ...

... über zu viel Text vs. nicht genug Bilder: Wintersonnenfrühstück auf unseren neuen large and sunny deck. Ich mache das Foto von der Tür zur Küche aus, die Tür im Bild geht ins Wohnzimmer. Links ist dann ein großer Garten mit Bulli, in dem jemand wohnt, der ein bisschen Geld für Miete sparen wollte. 




Dienstag, 26. Juli 2011

Bizarr

Hm. Ich bin ja seit gestern stolzes Mitglied der Auckland Libraries. Bücher gibt's bei denen jetzt nicht so richtig viele dolle, dafür aber eine kleine Auswahl an DVDs, die man für nur 2 Dollar in der Woche mit nach Hause nehmen darf. Angesichts der Tatsache, dass unser Fernseher scheinbar kaputt ist, eine nette Angelegenheit. Besonders jetzt im Winter. Da friert man nämlich fest, wenn man versucht, etwas zu unternehmen, was sich nicht mit Decke, Heizer und Wärmflasche kombinieren lässt. Um bei der freundlichen Bibliothekarin nicht als Banause aus Overseas dazustehen, habe ich neben zwei amerikanischen Filmen auch einen neuseeländischen Streifen ausgeliehen. Tja, das mache ich wohl so schnell nicht wieder. Okay, man hätte sich vorher mal die Story durchlesen können, statt gutgläubig davon auszugehen, dass eine "Horror-Komödie" schon irgendwie okay sein wird. Also: In Black Sheep geht es kurz gesagt um Schafe, die aufgrund eines Gen-Experiments zu bösen – sehr bösen – Schafen werden und Menschen brutal zerfleischen. So weit, so schlecht. Noch schlechter: die liebevoll handgebastelten "Effekte", dank derer die ebenso albernen wie zahlreichen "Mensch-wird-gebissen-und-verwandelt-sich-in-böses-Schaf"-Szenen besonders albern daherkommen. Aber am allerschlechtesten: Am Ende kriegt nicht nur der Schafjunge das Ökomädchen, sondern das Ökomädchen überzeugt den Schafjungen auch noch davon, aus der Familien-Farm, von der er wegen eines Kindheitstraumas in die Stadt geflüchtet war, eine Öko-Familien-Farm zu machen. Ist das nicht schön? Selbst bei grausig gemachten Splatter-Movies kann in Kiwi-Land nicht auf eine kleine Keule Moral verzichtet werden. Lammkeule in diesem Fall. 

Sonntag, 24. Juli 2011

Kalt und nass, aber groß und nur für uns

Wir sind umgezogen. Aus dem Boarding House mit bis zu zehn Mitbewohnern in ein hübsches halbes Häuschen ganz nah am Wasser. Ohne küchenverwüstende Franzosen, langweilige Gespräche über gardening, knitting oder organic food, dafür aber mit einer Menge Platz für uns und unseren Kram. Und mit zwei für echtes Kiwi-Dasein essentiell wichtigen Dingen: einem large sunny deck (im Sommer) und kalten, feuchten Räumen (im Winter, also jetzt). Neuseeländische Häuser verfügen in aller Regel über keine eingebaute Heizungsanlage. Alte neuseeländische Häuser sind zudem eher undicht. Das führt dazu, dass die ganze Insel in der kalten Jahreszeit, die hier in erster Linie die nasse Jahreszeit ist, losrennt, um sich Heater, Raumluftentfeuchter und dicke Socken zu kaufen. Jetzt machen wir da auch mit. Einen kleinen Heater („Heizi“) hatten wir schon und der elektrische Dehumidifier („Humi“) war uns bereits bei der Wohnungsbesichtung als wichtiges Tool empfohlen worden. Aber: Die beiden reichen bei weitem nicht aus, um Gefriere und feuchtigkeitsbedingten Mief zu vermeiden. Darum sind wir heute auf großer Einkaufstour gewesen und besitzen jetzt zusätzlich eine Wärmflasche, Pantoffeln, zwei Raumluftentfeuchtergranulattöpfe, zwei Raumluftneutralisierer, ein Raumluftneutralisierspray sowie unendlich viel Tee. Zum Glück macht Wein auch ein bisschen warm ... 

Mittwoch, 20. Juli 2011

Kein Wunder, dass ich hier niemanden verstehe

Danke fürs Schicken, Benita-Chantalle.

Arbeitgeber

Also eines steht mal fest: Wenn ich wieder nach Deutschland komme, wird mich jeder Arbeitgeber mit Kusshand einstellen. Nicht, weil ich nach einem Jahr Neuseeland perfektes Englisch spreche (das kennen die Kiwis nämlich gar nicht), sondern weil meine Ansprüche hier gerade extrem heruntergeschraubt werden. Es ist ja so: Ich wollte die "Auszeit" als solche nutzen und ein bisschen weniger arbeiten. Hat nicht geklappt. Das liegt zum Einen an meinem Chef, der mir einen (Kiwi?)-Vogel zeigt, wenn ich andeute, dass ich gerne unter 47 Stunden in der Woche bleiben würde, zum Anderen aber auch daran, dass die Lebenshaltungskosten hier zwar annähernd denen in Deutschland entsprechen, die Löhne allerdings weit davon entfernt sind. Wer also auch mal ein Bier trinken gehen möchte – und jeder weiß, dass ich das möchte – sollte mindestens einen Vollzeitjob haben. Aber gut; nun kenne ich lange Arbeitstage auch aus meinem Texterleben. Im Unterschied zu 12 Stunden Werbungmachen muss man aber, wenn man 12 Stunden an der Deli-Theke steht, 12 Stunden stehen, rennen, sprechen, freundlich sein und immer, wirklich jede einzelne Sekunde, mindestens drei Dinge machen, die jemand anders vor drei Stunden hätte machen sollen. Da ist nix mit zwischendurch mal Mails checken. Nie. Soweit aber auch noch alles fein. Ich will ja schließlich arbeiten und nicht mosern. Ein paar Dinge finde ich allerdings schon hart: Mein jährlicher Urlaubsanspruch beträgt 20 Tage. Das sind drei weniger, als das gesetzliche Minimum in Deutschland. Und, Achtung: Wer krank ist und weniger als ein halbes Jahr im Unternehmen gearbeitet hat, der muss entweder Urlaub für die Zeit nehmen, in der er krank ist, oder auf den Lohn verzichten. Es gibt nämlich annual leave, unpaid leave und sick leave. Hallo? Ich plane doch nicht, krank zu werden und reiche dann ein Formular ein, in dem steht, dass ich in drei Wochen zwei Tage lang Grippe haben werde ... oder Augenjucken. Oder so. 
Oh, und die Kündigungsfrist beträgt übrigens nicht ein bis drei oder sogar sechs Monate, sondern zwei Wochen. Muss eben reichen, um sich einen neuen Job zu suchen. Es sei denn natürlich, man befindet sich noch in der im Gegensatz zur Kündigungsfrist ordentlich langen Probezeit von drei Monaten ...
Und was man sich übrigens abschminken kann, sind Zuschläge zum Beispiel für Sonntags- oder Feiertagsarbeit. Dafür muss man aber grundsätzlich Probearbeitstage machen, die grundsätzlich nicht bezahlt werden. Doch wie gesagt: Ich will ja arbeiten und nicht mosern ... hab ich auch gar keine Zeit zu. 

Montag, 11. Juli 2011

Sonntagsausflug mal wieder

Viele Vögelchen in Whitford

Aussicht in Beachlands

Total cooler Weg in Beachlands – und Uli mittendrauf



Sand und Muscheln und Wasser in Maraetai

Schöne Geschichte

Leider habe ich sie nicht selbst erlebt, sondern nur von einem Kollegen erzählt bekommen. Der ist nämlich aus England und wollte, als er vor ein paar Jahren hierher gezogen ist, ein Konto eröffnen. In der Bank hat er dann dem freundlichen Kiwi brav zugehört, welche unterschiedlichen Konten es gibt, sich für eins entschieden und die entsprechenden Unterlagen ausfüllen wollen. Da wollte der Bankangestellte von ihm wissen: "Do you have a pin?" Mein Kollege, etwas irritiert, so: "No, I don't even have an account yet – why should I have a PIN?" Nach zweiminütigem Hin und Her war dann klar, dass der Bank-Kiwi einen pen, also ein Schreibgerät, meinte und keine PIN-Nummer. Pen klingt dank des lustigen Akzents, den hier alle sprechen, aber wie pin und so kann es passieren, dass sich zwei Menschen mit der gleichen Muttersprache einfach nicht verstehen. Hihi. 

Sonntag, 10. Juli 2011

Montag, 4. Juli 2011

Wohnung suchen

Als wir das erste Mal eine Bleibe in Auckland gesucht haben, war ich sehr, sehr glücklich über das hübsche Häuschen, in dem wir schließlich gelandet sind: eine Art Riesen-WG mit insgesamt zehn Zimmern, jedes mit eigenem Bad. Geteilt werden die große Küche und das gemütliche Wohnzimmer. Total super sind weiterhin die große Küche und das gemütliche Wohnzimmer. Total doof finde ich aber inzwischen das Teilen. Ich gehöre ja durchaus eher zu den kommunikativeren als zu den ordentlicheren Menschen, aber das langweilige Geschnacke in der permanent versifften Küche geht mir langsam auf den Keks. Das ist einer der Gründe, warum ich immer mal wieder nach anderen Unterkünften gucke. Ein anderer Grund ist der Rugby World Cup, der im September losgeht. Wer kann, will aus diesem Event Profit schlagen. So wird demnächst also nicht nur das Bier in Kneipen (noch!) teurer, sondern auch Wohnungen und Zimmer. Noch haben wir diesbezüglich von unserem Landlord zwar nichts gehört; angesichts der zehn Gehminuten, die dieses Haus vom Finalstadion Eden Park entfernt ist, kann man aber wohl davon ausgehen, dass es nicht mehr lange bei der Miete bleiben wird, die wir im Moment zahlen. 
Nun ist Wohnungssuche in Auckland zum Glück nichts im Vergleich zu Aufknienumeinewohnungbetteln in Hamburg – dennoch graut mir ein bisschen vor dem, was uns erwartet. In Runde 1 haben wir ja festgestellt, dass der gemeine Neuseeländer total gerne Teppich in der Wohnung hat – und zwar unabhängig davon, in welchem Zustand dieser sich befindet. Ebenso unabhängig vom Verwesungsgrad des Teppichs ist auch, dass man grundsätzlich die Schuhe auszuziehen hat, wenn man ihn betritt. Dieses Mal ist immerhin nicht mehr Sommer und man trägt schützende Socken ... Ein weiteres Phänomen: Wer sagt, dass man nur in Häusern bzw. Wohnungen wohnen kann? Von der "umgebauten" Garage bis zum Kellerloch mit 1,40 m Deckenhöhe haben wir schon viel gesehen. Auf der sicheren Seite wären wir vermutlich mit einem der geschätzten acht Millionen möblierten Appartements in einem der geschätzten tausend Appartement-Hochhäusern in der Innenstadt. Die sind günstig genug, um ohne Mitbewohner dort wohnen zu können und einmal in der Woche kommt jemand zum Saubermachen. Aber: In der Innenstadt einen Parkplatz zu finden ist leider auf der ganzen Welt gleich unmöglich. Immerhin: Wenn man in Neuseeland einen Makler bezahlen muss, dann bekommt der nicht zwei Monats-, sondern eine Wochenmiete. Finde ich irgendwie auch angemessener für einmal Türaufschließen ...

Montag, 27. Juni 2011

So where are you from?

Aktuelle Statistik darüber, was Kiwis denken, aus welchem Land ich und mein Akzent stammen: 
Frankreich: 4
Deutschland: 2
Südafrika: 1
England: 1
Mais pourquoi la France????

Schwachsinn gibt's halt überall

Einer der, besonders bei Frauen, beliebtesten Männer des Landes ist im Moment definitiv Alasdair Thompson, CEO der Employers and Manufacturers Association. Der hat nämlich in einem Interview gesagt, es sei doch total verständlich, dass Frauen üblicherweise weniger verdienen. Warum? Klar, weil wir schließlich einmal im Monat unsere Periode haben – und uns deswegen natürlich regelmäßig (harhar) und viiiiiel öfter krankmelden, als unsere männlichen Kollegen. Aha. Der Ausdruck "man flu" für die besonders schwere Art von Erkältung, an der ausschließlich Männer leiden, kommt also auch daher, dass Frauen aufgrund ihrer körperlichen Unterlegenheit dauernd krankfeiern. Ist klar.  

Wintersonnensonntag* in Auckland

Um das * im Titel gleich mal aufzulösen: Der Winter zeigt sich hier durchaus nicht immer so sonnig ... 

Auckland Domain

Auckland Museum – oder auch "War Memorial Museum"
Da gab's gestern die dann doch nicht soooo spannende multisensorische Ausstellung "
Aqua"

Palme – ach was

Hübsche kleine Aussicht von Mission Bay aus –
hinter uns gab's Pommesbuden zu sehen. Ratet, was wir gemacht haben.

Montag, 20. Juni 2011

Alkohol mal wieder

Die Frage, wie das hier mit dem Alkohol ist, hatte ich ja schon mal beantwortet – und mich dabei ein wenig abfällig über die Menschen ausgelassen, die im Supermarkt kontrollieren, ob Kunden auch wirklich alt genug sind, um Bier, Wein und Co zu kaufen. Tja, bald bin ich auch so eine. Ich war heute beim zweiten und glücklicherweise letzten Teil meines Licence Controller Certificate Kurses. Alter ...
Wenn man da so in diesem Kurs sitzt, drängt sich einem die Vermutung auf, dass Neuseeland tatsächlich ein Alkoholproblem hat. Allerdings eher eins, das in Richtung Verfolgungswahn geht. Grundsätzlich gilt: Wer in Kiwi-Land Alkohol verkaufen will, der braucht eine Licence dafür. Und natürlich muss ein Restaurant eine völlig andere Licence haben, als ein Supermarkt. Und ein Sportclub braucht wieder eine andere. Und dann muss aber auch noch jeder Laden, in dem Alkohol an den Mann gebracht wird, immer dann, wenn Alkohol an den Mann gebracht wird, einen Manager on Duty haben. Und darum hat mein Chef mich zu diesem bekloppten Kurs geschickt. Manager on Duty ist wohl gut zu übersetzen mit Karl Arsch. Wenn nämlich demnächst einer meiner Kollegen an der Kasse Alkohol an Kinder verkauft, während mein Name an der Wand hängt, werde ich dafür mit bis zu 10.000 Dollar bestraft. Gleiches gilt für den Verkauf von Alkohol an Betrunkene. So weit, so in Ordnung. Ich bin auch nicht dafür, dass mir Minderjährige meinen Wein wegtrinken. Aber nun kommt's: Weil wir als Supermarkt nur eine Off-Licence haben (liquor wird nur bei uns verkauft, aber off the premise getrunken), darf auf unserem Geschäftsgelände kein Alkohol konsumiert werden. Das beinhaltet auch das Feierabendbier, das ich neulich mit meinem Kollegen getrunken habe. Und für jegliche Form von Alkoholverkauf oder -konsum entgegen der Bestimmungen unserer Licence gibt es auch 10.000 Dollar Strafe für den Manager on Duty. Aber es kommt noch schlimmer: Wir haben das Bier nicht nur getrunken, sondern es auch noch nach unseren in der Licence festgelegten Liquor Trading Hours, nämlich zwei Minuten nach Ladenschluss, gekauft. Hätte die Polizei uns dabei erwischt, wäre nicht nur das Geld des verantwortlichen Managers on Duty, sondern für mindestens ein paar Tage auch unsere Licence futsch gewesen. Wegen zwei Angestellten, die nach der Arbeit ein Bier trinken. Zum Glück war die Polizei aber nicht bei uns. Vielleicht, weil sie gerade irgendwo eine Last Drink Survey gemacht hat. Da fährt unser Freund und Helfer nämlich durch die Gegend und hilft "intoxicated persons", sich daran zu erinnern, wo sie ihr letztes Getränk eingenommen haben. Taucht ein Laden in diesen Surveys besonders oft auf, kann ihm die Licence entzogen werden. Und apropos "intoxicated person". Wenn ich als Bar-Besitzer einem Betrunken erlaube, in meinem Lokal zu bleiben, mache ich mich strafbar. Und noch viel strafbarer mache ich mich, wenn ich jemandem erlaube, in meinem Lokal betrunken zu werden. Das kostet nämlich auch 10.000 Dollar. Und das Schöne daran: Wer "intoxicated" ist, entscheidet im Zweifel ... der Barbesitzer? Falsch! Die Polizei. Und womit? Nicht mit einem eindeutigen Blutalkoholtest, sondern mit einem zweiten Polizisten, der immer im Schlepptau ist, um eine "Zwei zu eins"-Aussage sicherzustellen. Da kann man dann noch so oft sagen, dass man die Anzeichen der immediate intoxication (laughing, loud speech, generous) beachtet und darum versucht hat, den Alkoholkonsum der Person zu verlangsamen, indem man ihr nichtalkoholische Getränke und etwas zu essen angeboten hat – wer die Uniform  trägt, hat das letzte Wort garantiert als Accessoire dabei. 
Was ich ja nun bei dem ganzen Getue sehr lustig finde ist a), dass Neuseeland mit 80 mg Alkohol pro 100 ml Blut (gilt nur für Fahrer über 20) eine der tolerantesten Alkohol-am-Steuer-Limits hat, dass b) Eltern ihren minderjährigen Kindern durchaus Alkohol in rauen Mengen einflößen dürfen und dass man c) im Abschlusstest zur Licence Controller Qualification ruhig zwei, drei falsche Antworten geben kann. Die richtigen sagt einem der Kursleiter dann nämlich vor. Verrücktes Land. 

Sonntag, 19. Juni 2011

Klischees

Wenn man längere Zeit mit Nicht-Deutschen zusammen ist, lernt man wohl am meisten über Deutsche. Als mein Chef sich zum Beispiel neulich über das Verliebtsein einer Kollegin lustig machte, bezog er mich in das Gespräch mit ein, in dem er sagte: "You are German. You don't know how to be in love anyway." Die große Liebe der Deutschen sei nämlich die Arbeit – gut für alle Beteiligten. Denn wir sind extrem effizient und organisiert. (Aha ... ich auch???) Was wir scheinbar nicht sind, ist besonders gut gelaunt. Mein neuer (australischer) Kollege demonstrierte mir gestern einige „Typical German Sounds“, darunter Aaaaaarggggh, Uuuuuuuuuuhhhhhhmpf und Mist!. Ganz Unrecht hat er nicht. Überrascht war ich hingegen, als er mir sagte, er möge die Deutschen dafür, dass sie einen immer ihren aktuellen Gemütszustand auf dem Laufenden halten. Wir tun was? Tun wir gar nicht, Du bist doch doof! Genau, um den heißen Brei herumreden ist auch nichts typisch Deutsches. Wir sagen, was wir meinen und zwar ohne große Umwege. Na dann mal los: Kiwis sind chaotische Sicherheitsfanatiker und wollen bei allem, was sie tun, an die Hand genommen, bis ins kleinste Detail beraten und genauestens instruiert werden. So! 

Mittwoch, 15. Juni 2011

Geschenk.

Hm, wie stelle ich denn hier mal einen Bezug zu Neuseeland her? Vermutlich gar nicht. Aufschreiben muss ich es dennoch. Mein Chef hat mir etwas geschenkt. Mit ganz großen Augen hat er mich angesehen und voller Stolz gesagt: "Melissa, I have bought you something. You are going to be so happy." Die Erwartungshaltung hätte kaum größer sein – und kaum herber enttäuscht werden – können: Das Geschenk bestand aus drei blauen Plastikkisten, in denen ich endlich den ganzen Kaffeemachkram sortieren kann. Wie lange habe ich darauf gewartet. Ich bin immer noch ... gerührt.  

Montag, 13. Juni 2011

Fahrradfahren

Okay, die erste echte Fahrt habe ich hinter mir – uha. Nicht nur, dass es hier überall extrem anstrengende Hügel gibt; Auckland hält es scheinbar nicht für nötig, so etwas wie Radwege zu haben. Wozu auch? Außer mir fährt ja scheinbar niemand mit dem Rad. Stattdessen setzt sich jeder für noch so kurze Strecken ins Auto und brüllt völlig verausgabte kleine Missys an, sie sollen doch gefälligst runter vom Fußweg, das sei against the law. Bitteschön, dankesehr, leck mich. Ich bin doch nicht lebensmüde und fahre mitten auf der dreispurigen Straße. Aber: So ist das hier wohl eigentlich gedacht. Hin und wieder sieht man dann nämlich doch das ein oder andere Fahrradsymbol auf dem Asphalt. Zwischen der Bus Lane, (die hier untereinander "Lane Bus" geschrieben wird, weil man ja schließlich erst das liest, was unten steht ...), und Hauptverkehrsweg für tausende motorisierte Aucklander, die noch nie ein Fahrrad von Nahem gesehen haben. Aber was will man machen? Na ja ... jedenfalls nicht mehr auf zwei Rädern in die Stadt pedalen. Morgen versuche ich es mal zur Arbeit. Fingers crossed bitte. 

Sonntag, 12. Juni 2011

Ab aufs Rad!

Wäre ich weniger eitel, gäbe es an dieser Stelle ein Bild von mir mit meinem neuen Fahrradhelm. Ich habe mir nämlich heute ein Rad gekauft – und wer in Neuseeland ein Fahrrad hat, der braucht auch einen Helm. Das ist gesetzlich geregelt und ausnahmsweise auch mal sinnvoll. Denn als Radfahrer ist man hier eine Art exotische Tierart: selten und extrem gefährdet. Darum ist es auch nicht ganz einfach, einfach ein Fahrrad zu kaufen. Man bekommt Mountain Bikes und teure Rennräder en masse, kann sich entscheiden zwischen 21 und 28 Gängen – ein Fahrrad, das nichts tut, als einen von A nach B zu bringen aber ... das ist etwas ganz Besonderes. Und ich habe jetzt so was! Mal sehen, wie lange ich es durchhalte, wirklich damit zur Arbeit zu fahren ... ist ja so schlimm hügelig hier. Solltet ihr also länger nichts von mir lesen, bin ich entweder mit Rechts- und Linksverkehr durcheinander geraten oder liege im Sauerstoffzelt. 

Freitag, 10. Juni 2011

Puuuh!

Ich bin beruhigt – man hatte mir ja immer wieder und von vielen Seiten erzählt, dass es schwierig sei, mit Kiwis (also mit Kiwi-Menschen) in Kontakt zu kommen, wenn man davon ausgeht, dass "in Kontakt kommen" mehr bedeutet, als das übliche "How r u good and u"-Spiel zu spielen. Aber: Mit Bier geht alles besser. Endlich mal etwas, was am anderen Ende der Welt genau so zuverlässig klappt, wie ich es gewohnt bin. Jetzt weiß ich über meinen Butcher-Kollegen nicht nur, dass er Butcher ist, sondern auch, dass er sein lustiges Tattoo bereut, dass er seine Ausbildung drei Monate vor Ende geschmissen hat, weil sein Chef scheiße war und dass es in Neuseeland Leute gibt, die sich vor dem Spiegel den Namen ihres Stadtteils auf die Stirn tätowieren und dann feststellen, dass sie sich den Namen ihres Stadtteils – surprise, surprise – spiegelverkehrt auf die Stirn tätowiert haben. 
Und mein Butcher-Kollege weiß endlich, dass ich manchmal echt Probleme habe, seinen komischen Kiwi-Slang zu verstehen. Danke, Peroni.

Mittwoch, 8. Juni 2011

I think ...

... it is ziemlich lustig, dass meine italienische Kollegin "I think" ausspricht wie "I finde". 

Dienstag, 7. Juni 2011

Wooooooooooooooooooow!

In Sachen "stunning views" tritt hier ja ziemlich schnell ein gewisser Gewöhnungseffekt ein ... Insel, Hügel, Berge, Meer und noch mehr Meer ... gäääähn. Aber die Bay of Islands ist einfach ... na ja ... beautiful. Ich möchte sogar soweit gehen zu sagen awesome
Und es gibt Delphine ("Just like the one you could see on the TV show Flipper") zu sehen. 










Freitag, 3. Juni 2011

Mutlikulti






Keine moderne Metropole, die ansatzweise etwas auf sich hält, würde in einer schicken Imagebroschüre darauf verzichten, sich – oder mindestens das ein oder andere Viertel – als "multikulturell" zu bezeichnen. Alles lachhaft, wenn man mal ein paar Wochen in Auckland war. Laut Wikipedia leben in Neuseeland knapp viereinhalb Millionen Menschen, davon 67,6% europäisch stämmige Kiwis, 14,6% Māori, 9,6% Asiaten und 6,9% Pacific Islanders. Das ist schon aufgeschrieben ziemlich bunt. Wenn man dann aber noch bedenkt, dass Europa ja gar nicht ein großes Land ist, und Spanier in echt ebenso wenig Dänen sind, wie Benjamin-Gouda Käse oder Rosenkohl lecker, wird’s richtig spannend.
Darum gibt es hier auch nicht nur Kurse, in denen man lernt, wie man feststellt, ob jemand alt genug ist, um Alkohol zu kaufen, sondern auch solche, die sich 
Effective Intercultural Communication at Work nennen. Was da wohl auf dem Lehrplan steht? Zeichensprache? Die zumindest wende ich an der Deli-Theke an, wenn es gar nicht mehr anders geht und aus meinem Mund kein Englisch mehr kommt, sondern nur noch Fusseln. Sorgt nicht immer dafür, dass jemand versteht, was ich will – aber meistens für mindestens einen Lacher. Und Lachen versteht nun wirklich jeder ...

Mittwoch, 1. Juni 2011