Montag, 30. Mai 2011

Proudly made in New Zealand

Patriotismus ist ja für uns Deutsche immer so eine Sache – darf man, darf man nicht und wenn ja, wie doll? Hier in Neuseeland stellt sich solche Fragen niemand. Man IST einfach patriotisch. Das fällt dem geneigten Neu-Einwohner nicht erst beim Besuch des Pubs "The Patriot" auf, sondern auch im Supermarkt, auf der Straße und auf dem Sofa Schrägstrich dem Bett, von dem aus man fernsieht. Wer seinen Kram in Neuseeland produziert, schreibt es drauf. Und zwar groß. Und zwar überall. Auf das Produkt selbst, auf den Firmenwagen (und für 1000 Dollar auch auf das Kennzeichen) und auf die Werbung. "Proudly made in New Zealand" ist eine Art alltaugliches Argument, um auch noch den letzten Schrott an den Mann zu bringen. 
Hm ... da fällt mir gerade ein ...


Dann doch lieber Kiwis. 

Mittwoch, 25. Mai 2011

Mattenmatik

Heute war ein wirklich, wirklich anstrengender Tag bei der Arbeit – stetig wachsendes Chaos von viertel vor acht bis viertel vor acht, zusammengesetzt aus einem neuen Kollegen, der kaum Englisch spricht, gefühlten acht Millionen Kisten voller neuer Ware, die grundsätzlich an der Deli-Theke (MEINER Deli-Theke) abgestellt wird und einem Chef, der sich für drei Stunden in ein Meeting verpieselt, um mich mit den heute spontan und ohne Vorankündigung neu eingeführten Snacks alleine zu lassen. Und alles, was meine eigentlich ziemlich coole Kollegin A. dazu zu sagen hat, ist: "Where are the mats?" Die blöden Matten nämlich, die ich total schrecklich finde, weil man immer nur darüber stolpert und die ich darum heute Morgen nicht ausgerollt habe, sollen dafür sorgen, dass einem die Füße nicht wehtun, wenn man den ganzen Tag hinter der Theke rumläuft. Richtig so. Lieber ab und zu über so eine Matte in eines der tausend überall rumliegenden Messer – oder am besten gleich in die völlig ungeschützte Klinge der Uralt-Käseschneidemaschine – fallen, als abends merken, dass man keinen Bürojob hat. Völlig verrückt.   

Montag, 23. Mai 2011

Noch 'ne Deutsche


Die gute Frau Schiffer hat auch in Neuseeland nicht viel mehr zu sagen als "Blond bleibt blond."

Sonntag, 22. Mai 2011

Hunting Aotearoa

Einen kompletten und kompetenten Überblick über die neuseeländische Medienlandschaft habe ich mir bisher zwar noch nicht verschaffen können, aber ein paar Dinge sind mir bereits aufgefallen. Zum Beispiel, dass eine Tageszeitung auch hier mehr Erfolg hat, wenn sie eher wie BILD als wie die taz daherkommt. Und dass man ohne Sky-TV scheinbar keine Sekunde überleben kann. Obwohl uns seltsamen Deutschen das bisher erstaunlicherweise ganz gut gelungen ist. In unserem Zimmer empfangen wir nämlich nur die vier oder fünf Gratis-Sender, die es hier gibt – unter anderem Maori TV. Weil da letzte Woche eine ziemlich interessante Dokumentation über Heavy Metal (inklusive eines Berichts über Wacken) lief, habe ich gerade gucken wollen, ob es sich lohnt, den Sender öfter einzuschalten. Dabei bin ich auf das hier gestoßen und sitze noch immer mit ausgeklappter Kinnlade vorm Rechner. Eine Jagd-Sendung, die damit eingeleitet wird, dass Kinder sie nicht gucken sollten, weil sie Gewalt gegen Tiere beinhaltet. Aaaaaha. Nischenfernsehen, könnte man meinen. Aber weit gefehlt. Hunting scheint beliebt zu sein in diesem lustigen kleinen Land ...







What Krauts and Kiwis read

Meist gelesene Artikel auf SPON: Promis, Fernsehen, Fußball – und ein bisschen Politik.



Most popular bei NZ Herald online: Autounfall, Apokalypse und Moppel-Models. 

Mittwoch, 18. Mai 2011

Was ich ja super finde ...

Heute mal auf Deutsch – bin viel zu geschafft für Englisch. Also, was ich total super finde: Hier in Neuseeland scheint es, jedenfalls meiner bisherigen Erfahrung nach, nicht drauf anzukommen, was man ist, sondern darauf, was man werden will. Und wie sehr man sich dafür einsetzt. Gut, ich wollte eigentlich gar nicht Deli-Managerin werden, aber im Moment sieht es sehr danach aus, dass ich genau in diese Richtung trainiert werde. Und es macht Spaß. Ich stehe den ganzen Tag unter Strom und mache immer mindestens zwei Dinge zzgl. Sich-auf-die-fremde-Sprache-konzentrieren gleichzeitig. Abends fühlen sich sowohl mein Hirn als auch jeder einzelne Muskel an, als habe man sie mehrfach durch den Fleischwolf gedreht. Aber ich lerne unglaublich viel völlig neuen Kram und genieße die Arbeit in diesem Laden total. (Allerdings kenne ich mich auch gut genug, um zu wissen, dass ich das schnell wieder ändern kann. Ich hatte ja auch so meine Anfangsschwierigkeiten ... Also bitte fingers crossed, dass alles eher besser als schlechter wird. Merci.) 

Montag, 16. Mai 2011

Gut zu wissen



Hier arbeite ich – also da, wo das Kreuz ist. Die blauen Markierungen sind nur die nächsten erdbebeneinsturzgefährdeten Gebäude. Davon gibt es in Auckland laut der Tageszeitung NZ Herald ziemlich viele. Na ja. Passiert schon nix.

Wen kenne ich eigentlich in Malaysia?

Mein Blog-Publikum. 

Kleine große Stadt

Was ich ja sehr lustig finde: In Auckland leben ein Drittel aller Neuseeländer, die Stadt nennt sich selbst "SuperCity" – und wenn man für eine Stunde in die Innenstadt fährt, trifft man drei der ungefähr sieben Leute, die man hier kennt. 

Kiwi language

When I came to New Zealand, I thought the language would be the biggest problem in finding a job. Well, unless you want to be an English teacher … it’s not. Everybody here seems to be used to have many foreign people around and therefore is very patient with non-native speakers. But there are a few things about Kiwi-English you should know. First of all: It has nothing to do with what you’ve learned at school. Forget about things such as complete sentences or words. Kiwis like their language to be short and simple. When we were looking for a place to stay, we first emailed people, but soon discovered that most of them preferred receiving TXTs (text messages) on their mobiles. So we started txting: “Dear Carl. We just noticed your flat offer at gumtree.co.nz. We (a young couple from Germany) are very interesting in visiting the flat. Could you please give us an appointment? Thank you very much. Melissa
210 carefully selected characters, answered this way: “mo 7 pm cheers c” No further comment on this …
Cheers by the way is a very important word in NZ. You can use it to express all kind of different things. It means Hello as well as Goodbye or Thank you. Another expression you hear really, really often, is to grab. People grab olives at the deli counter, wives send their husbands to grab some milk, I always forget to grab my key when I leave the house. Well, grabbing certainly isn't the nicest sounding word, I've ever heard, but it does its job.
Regarding all this, my first impression of Kiwi language was that it’s very rude. Then I started to work at Nosh, talking to customers all day long and soon discovered: NZ English can actually be quite … well … let’s call it … sweet. Because sweet perfectly puts in a nutshell what people here talk like, when they don’t just pass on information but have a kind conversation with you.
Just as
Cheers and to grab, That’s sweet and sweet as are expressions Kiwis use all the time. They can tell you that something or somebody is all right or even really cool. So if someone from New Zealand calls you Sweet as you can be sure you’ve got a friend. If the same person on the other hand calls you anything like Darling or Honey, just don’t think about it too much. To my boss, who knows me for about two weeks now, I am Sweetie, many of my customers call me Love – and I really don't think that either my boss or my customers are in love with me. They all just want my cheese. 

Samstag, 14. Mai 2011

I'm back!

It’s Friday night* and I’ve only got one working day left this week. Yeah! What’s bad about my job: too many hours, too many vegetarian-unfriendly things I have to do. What’s good: very cool people, free English lessons all day long and a tiny little bit of the creative chaos I love to work in. And I get to read the NZ Herald during my breaks, what can be really funny sometimes. 
Today I read about Hop, the new Auckland “smartcard ticketing system” that makes it easier to pay public transport fees: You simply have to swipe your hop card when entering and leaving the vehicle. When I first heard of this, I was quite impressed because even Weltstadt Hamburg hasn’t got anything like that. (Bremen, which by the way is the most beautiful city on earth, has got such a system, too.)
Then today I read an article about the problems there are with launching Hop. The main trouble is that people tend to forget swiping their card when they leave the bus (to guarantee a maximum of confusion, Hop is not yet available on trains and ferries – and not even on every kind of bus). As this neglect costs an extra fee of around 5 dollars, many then try to hop (harhar) on the bus again to swipe their card. And this can be dangerous and lead to serious injuries and even death, when the bus is on its way again.
I am really very, very curious about how all of this is going to go on – and now, I’ll hop to a glass of red wine.  

*Blogger was unavailable yesterday evening

Montag, 9. Mai 2011

Asche auf mein Haupt!

Alles Gute zum Geburtstag nachträglich, liebe Brigitte. 

Und nun zur Werbung

Ich gucke hier viel zu wenig Fernsehen und bin viel zu selten in der City, um richtig viel Kiwi-Werbung mitzubekommen. Aber können kann's hier wohl jemand, wenn man mal ein bisschen youtubed. 


I'm a temp.

Today I have experienced something very interesting and believe it or not: It has nothing to do with food. 
I’ve been at a recruitment company that seeks people for temporary office roles such as personal or administration assistants. When the lady I dealt with first rang me, she told me about some tests I would have to take in order to display my skills in Word and Excel. I didn’t really worry about that because I work with Word all the time and two glasses of nice red wine made me believe that Excel shouldn’t be a problem as well.
First of all I had to fill out a lot of forms about my current situation, my criminal career, my health and a lot of other things that reminded me very much of the visa process I’ve been going through lately. As I have never been involved in any crime apart from not thanking the bus driver before leaving the bus, I felt comfortable about giving the company all the information they wanted.
But then … THE TEST … put a bitter end to my comfort. I actually did quite well at Word although I had to take the test using an English and (what’s even worse) PC version of the programme. Excel though was a real pain in the ass. I am so sorry about swearing but there is just no other way to express what I think about this useless crap-programme. I had no clue what I was doing, but somehow clicked my way to a result of 37% and was allowed to take the next “challenge”.
And now that’s where it gets really interesting. When I was about 12 years old, I used to do heaps of IQ tests. (Yes, I was a strange little kid.) Today, these ridiculous tests suddenly appeared in my life again: I was asked to find the opposite of “dark” and complete number rows such as “2, 4, 8, 16, 32 …”. Honestly!
So now I know that Word is my friend, I am never going to talk to Excel again and being a strange little kid can be worthwhile at some stage of life … although I am quite confident that I
might even have passed the IQ test with a more exiting childhood.
Anyway: I am now registered for temporary office work. Excel obviously wasn’t that important after all. 

Sonntag, 8. Mai 2011

A couple of things

1. A couple in New Zealand is not ein paar but always ein Paar, meaning two.
2. Shaving ham has nothing to do with ... well ... shaving. It just means to slice the ham veeeery thinly.
As this is about everything I've learned about (Kiwi) English so far, I've decided to do some of my blogging in English from now on. Just to avoid that my vocabulary is going to be limited to "How many slices would you like?", "We are just over now, is that all right with you?" and "This is a lovely cheese, isn't it?" one day. Learning by writing. 
CU

Freitag, 6. Mai 2011

The Auckland Plan

Auckland hat eine Vision: In 30 Jahren will die City of Sails die lebenswerteste Stadt der Welt sein. Ein insgesamt ziemlich beeindruckendes Vorhaben. Besonders, weil es so wunderbar undeutsch unkompliziert und für jeden zugänglich daherkommt: Schlaue Menschen haben sich hingesetzt und überlegt, wie man Auckland noch schöner machen kann, dann haben sie ihre Pläne übersichtlich und für jeden verständlich aufgeschrieben und jetzt dürfen die Aucklander bis Ende des Monats ihren Senf dazugeben. Und: Es geht um wirklich brauchbare Dinge wie ein gut funktionierendes Netz öffentlicher Verkehrsmittel (dringend notwendig, siehe hier) oder die Frage, wie Auckland vom "Gateway" zum Rest des Landes (im Moment bleiben Touristen im Schnitt bloß 1,5 Tage in der Stadt) zu einem echten Reiseziel wird, um hier neue Jobs in der Tourismusbranche zu schaffen.
Ich bin sehr gespannt, ob Bürgermeister Len Brown 2041 als der Mann in die neuseeländischen Geschichtsbücher eingehen wird, der Auckland zur offiziell schönsten Stadt der Welt gemacht hat. 

Montag, 2. Mai 2011

Andere Deutsche in NZ

Latschen

Käfer



Hamburger
(Jaaaa, der älteste Kalauer der Welt, ich weiß.)
Sitze

Noch mal Essen

Mein Blog ist verfressen. Egal. 
Die Kiwis haben irgendwie ein seltsames Verhältnis zu Lebensmitteln. Gekauft wird – auch in dem Edel-Supermarkt, in dem ich momentan arbeite – was günstig ist. Das ist ja auch mehr als legitim. Dabei ist allerdings oft nicht entscheidend, was es eigentlich ist, solange man nicht viel dafür bezahlen muss. Viele Kunden laufen mit dem aktuellen Angebotszettel in den Laden, kommen zu mir und wollen den Käse, der gerade "on special" ist, also weniger Geld kostet. Ich weise schließlich auf die Maasdam-Stücke hin, die wir in weiser Voraussicht fertig geschnitten auf der Theke liegen haben und will zu kompetenter Geschmacks- und Verwendungsberatung ansetzen, um festzustellen, dass sich eigentlich niemand für Geschmack und Verwendung des Käses interessiert. Es wird ein Stück genommen und zum nächsten Sonderangebot gelaufen. Aber: Diese Leute kaufen wenigstens etwas. Und wenn sie so mal aus Versehen Käse statt gelber, fettiger Pappe zu Hause haben ... bitteschön. Sehr irritierend finde ich aber die Menschen, die gezielt "einkaufen" kommen, um sich an unseren Proben sattzuessen. Nun kenne ich das noch aus Deutschland, aber was ich hier beobachte, ist extrem. Es gibt Leute, die an die Theke kommen und sich, ohne mit der Wimper zu zucken, von der Wurst über den Käse bis zu den Oliven futtern, dabei mehrmals zugreifen und nicht einmal so tun, als wären sie auch nur im Geringsten daran interessiert, etwas zu kaufen oder sich beraten zu lassen. Die meisten sagen dabei keinen Ton (eine Antwort auf mein inzwischen erlerntes "How r u today?" wäre zum Beispiel nett) – manche allerdings beschweren sich sogar, dass wir zum Beispiel nicht das richtige Brot bereitgestellt haben, um diesen und jenen Dip zu probieren. Nun gut. Das sind Kunden und damit Könige. Und teilweise kann ich sie ja auch verstehen. Man verdient hier eben nicht viel und ich schaue beim Einkaufen auch sehr genau auf den Preis. Aufregen muss ich mich aber über meinen Arbeitgeber, den ich hier leider schon mal erwähnt habe, der aber hoffentlich nicht nach "Kiwi-Missy" googlet. Es ist nämlich so: Wenn am Ende eines Tages Dinge übrig bleiben, die am nächsten Tag nicht mehr verkauft werden können, aber noch lange nicht ungenießbar sind, werden diese nicht wie in Deutschland an so etwas wie die Tafeln gespendet oder den Mitarbeitern angeboten, sondern schlicht weggeworfen. Und das ist eine Anweisung von Menschen, die diesen Laden eröffnet haben, weil sie behaupten "great food" zu lieben. Geht nicht in meine Birne. 
Wirkliche Wertschätzung von gutem Essen habe ich bisher eigentlich nur bei meiner tollen Kollegin Rosa und auf dem Coatesville Market, den wir gestern besucht haben, erlebt. Hier gibt es zahlreiche Stände mit Käse in allen Variationen, handgeschöpfter Schokolade, Sauerteigbrot und anderen Köstlichkeiten aus aller Welt – und die Menschen genießen und kaufen diese Köstlichkeiten. Ich habe niemanden auch nur ein einziges Mal nach einem Preis fragen hören. Vielleicht liegt das an der guten Wohngegend, in der dieser Markt stattgefunden hat, vielleicht an der tollen Atmosphäre ... ich weiß es nicht. Aber ich habe mich sehr darüber gefreut und gleich ein bisschen echtes Lakritz gekauft. Und ich habe mir fest vorgenommen, bei der nächsten Gelegenheit einen der zahleichen Farmer's Markets zu besuchen, die es hier wohl in fast jedem Stadtteil gibt. Angeblich bekommt man da landwirtschaftliche Produkte wie Obst, Gemüse und Eier in Bio-Qualität direkt vom Erzeuger – und wenn ich darüber nachdenke, sollte ich in meinen Einträgen vielleicht nicht zu sehr verallgemeinern. Denn wenn es keine Kiwis gäbe, die das zu schätzen wissen, gäbe es wohl auch diese Märkte nicht ...