Freitag, 17. Februar 2012

Let's go surfin' dude!

Manchmal bin ich für dieses Land wohl ein wenig zu deutsch ... Für gestern hatte ich einen Kurs in einer kiwi-typischen Aktivität gebucht. Es war nicht BBQ und nicht Beach ("Strand" ist hier eine Aktivität), sondern Surfen. Das Ganze sollte am Base Backpackers in der Innenstadt losgehen, wo man mich und die anderen Teilnehmer um 12.15 Uhr abholen wollte. Da ich das auckländische Public-Transport-System inzwischen gut genug kenne, um zu wissen, dass es sich dabei eigentlich nur um ein Gerücht handelt, bin ich sehr frühzeitig los. Man will ja nicht zu spät kommen. Doch was passiert? Nichts. Kein Bus. Weder der eine noch der andere. Wütend habe ich also alternative Transportpläne geschmiedet, als mich von der Seite jemand anquatschte: "What a nice day, isn't it? I'm from England. I've just arrived yesterday. New Zealand is such a beautiful country? You look like you're German. I stayed in Germany with the army once. Mönchengladbach, 1955. Years before you were born. What a nice day." Da blinkende und leuchtende Schild auf meiner Stirn, auf dem steht, dass bitte alle mit mir reden sollen – besonders, wenn sonst niemand mit ohne reden will – funktioniert nämlich auch in Auckland ganz prima. Aber das nur am Rande. Ich hatte jedenfalls einen Hals bis Timbuktu und bin schließlich in einen anderen Bus gestiegen, um dann in eine Bahn zu steigen, um viel später und viel teurer als geplant in der Stadt anzukommen. Das Schöne: Ich hätte mir Zeit lassen können. Denn derjenige, mit dem man sich dort treffen musste, kam auch eine halbe Stunde zu spät.
Irgendwann saß ich dann aber finally im Surf-Bus auf dem Weg nach Piha Beach. Dort angekommen musste, natürlich, erstmal THE WETSUIT angezogen werden – der Stoff, aus dem die Alpträume eines jeden kleinen Moppels wie mir sind. Und "angezogen" ist ein Euphemismus für das, was sich da zwischen mir und dem Neoprenanzug abgespielt hat. Umso mehr habe ich mich über die andere deutsche Teilnehmerin gefreut, die mir von der ersten Minute an erzählt hat, dass sie Deutschland total vermisst, weil sie da endlich wieder Sport machen und gesund essen kann. Dumme Punze. Einige entwürdige Minuten später hatte ich das Teil aber schließlich an und bin mit dem Rest der Bande zum Strand gewatschelt, um dort erstmal ein bisschen Surf-Theorie zu lernen. Die bestand im wesentlichen darin, dass die Surf Instructor (beide übrigens nicht blond gelockt!) uns erzählt haben, was man nicht machen und wo man nicht hinschwimmen darf. Witzbolde. Bei den Wellen wäre ich da eh nie im Leben hingekommen. Dann ging es zu den Trockenübungen, auf die ich nicht näher eingehen möchte. Ich hoffe, niemand am Strand war so gemein und fies und fürchterlich, Fotos davon zu machen und zur öffentlichen Belustigung ins Internet zu stellen. Die gleiche Hoffnung habe ich allerdings auch den Rest des Nachmittags betreffend. Ich war nicht die Schlechteste in der Gruppe, die die ganze Zeit von einem Lehrer an die Hand genommen werden musste. Und ich habe ein paar Mal auch ziemlich lange und relativ elegant auf dem Board gestanden. Aber wenn es nicht geklappt hat, muss ich ziemlich bescheuert ausgesehen haben. Einer der Surflehrer kam irgendwann lachend zu mir und hat mich gefragt, ob ich dafür bezahlt worden sei, an dem Kurs teilzunehmen – mit mir gäbe es nämlich immer was zu lachen. Na, danke. Alles in allem bin ich aber sehr zufrieden. Ich habe nicht nur den Kurs gemacht, sondern tatsächlich aus Versehen zwischendurch auch mal richtig wirklich und in echt gesurft. Und das macht mich ein kleines bisschen weniger deutsch und mehr kiwiisch ...


So habe ich dann übrigens ausgesehen. Tot, aber glücklich. Surfen ist nämlich mal verdammt anstrengend! Und dass das doofe Board zugenommen hat, während man es fast vier Stunden lang durch die Wellen geschleppt hat, kann mir auch keiner erzählen. 



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