Samstag, 16. April 2011

How r u doin' ?

Was ich hier ja wirklich schwierig finde: Smalltalk. 
Es ist eh nicht meine Stärke, mich über nichts zu unterhalten, aber in Deutschland kommt man damit a) eher davon und findet b) charmantere Ausreden, warum man jetzt wirklich keine Zeit hat.
In Neuseeland beginnt jedes Gespräch und vor allem auch jedes zufällige Aufeinandertreffen grundsätzlich damit, dass man sich nach dem Befinden des jeweiligen Gegenübers erkundigt. Das Gegenüber ist übrigens meistens ein "Mate", mehrere sind gerne "Guys": "Hi Mate, how are you doin'?" Oder "Hey guys, did you have a good day?". Die ersten paar Male habe ich auf diese und ähnliche Fragen brav und den Tatsachen entsprechend geantwortet, also auch mal gesagt, dass ich keinen "gorgeous" oder "fantastic" day hatte. 
Irritierte Blicke ließen mich darauf schließen, dass genau das nicht von mir erwartet wurde. Es geht tatsächlich um ein reines Smalltalk-Höflichkeits-Begrüßungs-Geplänkel; ein Frage-Antwort-Spiel, dessen Ausgang von vornherein feststeht. Das kennt man ähnlich natürlich auch aus Deutschland ("Na, wie geht's?"), aber hier handelt es sich dabei um eine Art Zeremonie, ohne die man in keinem Fall eine Unterhaltung beginnen darf. Ich wette, der gemeine Neuseeländer würde auch vor seinem brennenden Haus stehend die anrückende Feuerwehr erst nach ausgiebiger Befindlichkeitserkundigung ihre Arbeit machen lassen. Und das brennende Haus wäre definitiv kein Grund, sich nicht fantastisch zu fühlen ...
So wurde ich dann heute auch von Dave, meinem neuen Chef, darauf aufmerksam gemacht, dass ich meine Kunden bitte freundlich begrüßen soll. Ich so: ???? Freundlich bedeutet in Neuseeland nämlich nicht nur, zu lächeln und eben ... na ja ... freundlich ... zu sein. Kiwis wollen gefragt werden, wie es ihnen geht. Bitteschön. Allerdings glaube ich persönlich ja, dass Kiwis an der Feinkosttheke eigentlich genau das gleiche wollen, wie Menschen an Feinkosttheken auf der ganzen Welt – nämlich Feinkost kaufen. 

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