Montag, 20. Juni 2011

Alkohol mal wieder

Die Frage, wie das hier mit dem Alkohol ist, hatte ich ja schon mal beantwortet – und mich dabei ein wenig abfällig über die Menschen ausgelassen, die im Supermarkt kontrollieren, ob Kunden auch wirklich alt genug sind, um Bier, Wein und Co zu kaufen. Tja, bald bin ich auch so eine. Ich war heute beim zweiten und glücklicherweise letzten Teil meines Licence Controller Certificate Kurses. Alter ...
Wenn man da so in diesem Kurs sitzt, drängt sich einem die Vermutung auf, dass Neuseeland tatsächlich ein Alkoholproblem hat. Allerdings eher eins, das in Richtung Verfolgungswahn geht. Grundsätzlich gilt: Wer in Kiwi-Land Alkohol verkaufen will, der braucht eine Licence dafür. Und natürlich muss ein Restaurant eine völlig andere Licence haben, als ein Supermarkt. Und ein Sportclub braucht wieder eine andere. Und dann muss aber auch noch jeder Laden, in dem Alkohol an den Mann gebracht wird, immer dann, wenn Alkohol an den Mann gebracht wird, einen Manager on Duty haben. Und darum hat mein Chef mich zu diesem bekloppten Kurs geschickt. Manager on Duty ist wohl gut zu übersetzen mit Karl Arsch. Wenn nämlich demnächst einer meiner Kollegen an der Kasse Alkohol an Kinder verkauft, während mein Name an der Wand hängt, werde ich dafür mit bis zu 10.000 Dollar bestraft. Gleiches gilt für den Verkauf von Alkohol an Betrunkene. So weit, so in Ordnung. Ich bin auch nicht dafür, dass mir Minderjährige meinen Wein wegtrinken. Aber nun kommt's: Weil wir als Supermarkt nur eine Off-Licence haben (liquor wird nur bei uns verkauft, aber off the premise getrunken), darf auf unserem Geschäftsgelände kein Alkohol konsumiert werden. Das beinhaltet auch das Feierabendbier, das ich neulich mit meinem Kollegen getrunken habe. Und für jegliche Form von Alkoholverkauf oder -konsum entgegen der Bestimmungen unserer Licence gibt es auch 10.000 Dollar Strafe für den Manager on Duty. Aber es kommt noch schlimmer: Wir haben das Bier nicht nur getrunken, sondern es auch noch nach unseren in der Licence festgelegten Liquor Trading Hours, nämlich zwei Minuten nach Ladenschluss, gekauft. Hätte die Polizei uns dabei erwischt, wäre nicht nur das Geld des verantwortlichen Managers on Duty, sondern für mindestens ein paar Tage auch unsere Licence futsch gewesen. Wegen zwei Angestellten, die nach der Arbeit ein Bier trinken. Zum Glück war die Polizei aber nicht bei uns. Vielleicht, weil sie gerade irgendwo eine Last Drink Survey gemacht hat. Da fährt unser Freund und Helfer nämlich durch die Gegend und hilft "intoxicated persons", sich daran zu erinnern, wo sie ihr letztes Getränk eingenommen haben. Taucht ein Laden in diesen Surveys besonders oft auf, kann ihm die Licence entzogen werden. Und apropos "intoxicated person". Wenn ich als Bar-Besitzer einem Betrunken erlaube, in meinem Lokal zu bleiben, mache ich mich strafbar. Und noch viel strafbarer mache ich mich, wenn ich jemandem erlaube, in meinem Lokal betrunken zu werden. Das kostet nämlich auch 10.000 Dollar. Und das Schöne daran: Wer "intoxicated" ist, entscheidet im Zweifel ... der Barbesitzer? Falsch! Die Polizei. Und womit? Nicht mit einem eindeutigen Blutalkoholtest, sondern mit einem zweiten Polizisten, der immer im Schlepptau ist, um eine "Zwei zu eins"-Aussage sicherzustellen. Da kann man dann noch so oft sagen, dass man die Anzeichen der immediate intoxication (laughing, loud speech, generous) beachtet und darum versucht hat, den Alkoholkonsum der Person zu verlangsamen, indem man ihr nichtalkoholische Getränke und etwas zu essen angeboten hat – wer die Uniform  trägt, hat das letzte Wort garantiert als Accessoire dabei. 
Was ich ja nun bei dem ganzen Getue sehr lustig finde ist a), dass Neuseeland mit 80 mg Alkohol pro 100 ml Blut (gilt nur für Fahrer über 20) eine der tolerantesten Alkohol-am-Steuer-Limits hat, dass b) Eltern ihren minderjährigen Kindern durchaus Alkohol in rauen Mengen einflößen dürfen und dass man c) im Abschlusstest zur Licence Controller Qualification ruhig zwei, drei falsche Antworten geben kann. Die richtigen sagt einem der Kursleiter dann nämlich vor. Verrücktes Land. 

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