Mittwoch, 1. Februar 2012

Getting a tattoo

Für coole Menschen ist das natürlich nichts Besonderes, aber ich hüpfe immer noch aufgeregt im Kreis und kann gar nicht glauben, dass ich es wirklich getan habe: Ich habe mir ein Tattoo stechen lassen. Hübsch, nicht wahr? (Das Tattoo, nicht ich.)



Warum ich was gemacht habe? Zwei Gründe: 1. Ich wollte schon immer ein Tattoo. 2. Es gab ein super-duper mega-günstiges Angebot, das ich einfach nicht ablehnen konnte. Hier sind nämlich – wie in Deutschland auch –Web-Portale wie Groupon oder GrabOne gerade ganz groß angesagt. Und mit dort erworbenen Gutscheinen kann man sich nicht nur für wenig Geld den Bauch vollschlagen, sondern ab und zu auch Tauchen lernen, Urlaub machen oder eben Vögel aufs Handgelenk kriegen. Anfangs stand für mich allerdings alles andere als fest, dass es denn wirklich Vögel werden würden. Der Gutschein galt schließlich für eine Stunde Tatöwieren mit vorheriger Beratung. Naiv wie ich bin dachte ich also, ich würde erstmal ausführlich beraten werden. Das sah dann allerdings wie folgt aus: 
"Hi. I've got one of these vouchers and I'd like to make an appointment."
"Do you know what you want?"
"?"
"Come in on Feb 1 and bring your motif!"
Hätte das Ganze im Ambiente eines professionell wirkenden, klinisch reinen Studios stattgefunden, hätte ich mir keine weiteren Sorgen gemacht und gedacht "Hey Melissa, so geht das eben in abgefahren-angesagten Tattoo-Places". Tatsächlich handelte es sich aber um einen einzigen Raum, der gleichzeitig Studio (als ich da war, wurden gerade zwei Leute tätowiert), Büro und Pausenraum war. Und der Mensch, der sich mir als Inhaber vorstellte, war so sicher auf Droge wie der Papst einen lustigen Hut trägt. Aber weil man im Leben ja nun auch mal mutig sein muss, bin ich heute trotz all der in mir laut "NEIN!" schreienden Stimmen in die Innenstadt gepilgert um mir ein bisschen wehtun zu lassen. 
Erkenntnis 1: Ja, der Typ IST auf Droge. Und zwar laut dem, was er so erzählt, eigentlich immer. 
Erkenntnis 2: Sooooooooo doll tut das gar nicht weh. Zwirbelt halt ein bisschen, aber das erste Mal Augenbrauenzupfen ist schlimmer. 
Erkenntnis 3: Um das Thema Deutschland kommt man auch beim tatöwierenden Schulabbrecher nicht rum. 
Sein Vater(!) war nämlich schon mal in Deutschland UND er selbst tätowiert ganz oft Deutsche. Und Kiwis sind sehr naiv, was Deutsche angeht. Ziemlich lange wusste ich nicht so ganz genau, was er mir damit sagen wollte, habe dann aber irgendwann rausgehört, dass Neuseeländer seiner Meinung nach denken, wir seien alle Nazis. Er denkt das aber natürlich nicht und findet Hitler auch total scheiße und hat darum dem Typen, der einen Reichsadler auf dem Rücken haben wollte, diesen Wunsch nur widerwillig erfüllt. Na immerhin. Ansonsten haben Deutsche keinen Humor und nehmen, wenn sie Tätowierer sind, zu viel Geld für ihre Arbeit. Das Allerwichtigste aber: Mir müsse er ja nicht großartig erklären, was man auf das frische Tattoo schmiert, um es zu pflegen. Und ich so: ??? Na, VASELINE natürlich! Und bloß nicht das Kiwi-Zeug nehmen. 
Als ich dann irgendwann genug von deutsch hatte, habe ich versucht, mich mit meinem italienischen Vater zu retten. Das Ergebnis waren ein ziemlich schlechter Witz über die Körperbehaarung italienischer Männer sowie die Aussage, dass er keine Italiener tätowiere. "Why'a that?" "They make appointments and then don't turn up. So I just don't give them appointments anymore." Fair enough, denke ich mal.  

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