Montag, 8. August 2011

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Gleich vorweg: Ich habe nichts gegen die Kiwis. Sie sind sehr aufgeschlossen gegenüber Fremden, hilfsbereit und freundlich. Aber ein bisschen merkwürdig sind sie auch. Als kleines, isoliertes Völkchen mitten im Pazifik halten die Neuseeländer sich für besonders unabhängige und einfallsreiche Überlebenskünstler, die mit jeder Situation klarkommen und sind (zurecht!) stolz wie Oskar, wenn sie sich ihr Boat Shed, ihre Hundehütte oder was auch immer im D.I.Y.-Verfahren ohne fremde Hilfe gebaut haben. Im normalen Alltag hingegen scheint der gemeine Kiwi ein wenig mehr Unterstützung zu brauchen. Ganz am Anfang meines Aufenthalts hier ist mir aufgefallen, dass auf jedem Joghurt-Becher der schöne Hinweis "Contains Milk" zu finden ist. Kopf geschüttelt, Witz darüber gemacht, woraus Joghurt in Kiwi-Land sonst bestehen könnte, Angelegenheit wieder vergessen. Je länger man aber hier ist, über desto mehr solcher merkwürdiger Dinge stolpert man. Das Müsli, das ich gerade esse, soll ich zum Beispiel vorsichtig kauen, wenn ich Zahnschmerzen habe. Und Schritt 1 der "Zubereitungs"anleitung für Backofenpommes ist immer, die Pommes aus der Plastiktüte zu holen. Was eigentlich selbstverständlich ist, wird in Neuseeland lieber noch mal verdeutlicht. Darum gibt es gerade auch eine ganze CLP-Kampagne, die nichts weiter aussagt als "Wenn Du Deine Getränkedose ausgetrunken hast, musst Du sie in den Mülleimer werfen." In Deutschland gibt es vermutlich auch genug Menschen, die genau das nicht tun; um sie mit Plakaten darauf aufmerksam zu machen, wie scheiße das ist, hätte die Werbe-Elite sich aber vermutlich etwas anderes ausgedacht, als das schöne Motiv "Dose wird in Mülleimer geworfen", das weniger ermahnt, als vielmehr erklärt. 
Sehr lustig sind auch meine Begegnungen mit Kunden bei Nosh. Wer bei uns einkauft, kann nicht ganz dumm sein, weil er (oder sie) auf jeden Fall pfiffig genug gewesen sein muss, um sich einen guten Job oder einen reichen Ehepartner zu suchen. Dennoch sind Fragen wie "Kann ich die Breakfast-Sausages auch zum Dinner essen?" keine kuriose Seltenheit und leider auch völlig ernst gemeint. Regelmäßig steht jemand mit einer Packung Cracker vor meiner Theke und fragt mich, ob diese mit dem soeben gekauften Käse gegessen werden können. Wenn ich dann antworte, dass das ganz auf den persönlichen Geschmack ankommt, ernte ich nichts als irritierte Blicke und kann sicher sein, dass nach mir noch ein weiterer Mitarbeiter konsultiert wird. Die Cracker könnten schließlich explodieren, wenn man sie mit dem falschen Käse serviert. Das Lustige an der Sache: Diese scheinbar sehr große Unsicherheit führt dazu, dass man vielen Neuseeländern so ziemlich jeden Bären aufbinden kann – zum Beispiel den, dass Gluten dick macht und ungesund ist. Wohin man schaut, sieht man glutenfreie Rezepte und Lebensmittel. Anfangs habe ich mich gefragt, ob es hier besonders viele Zöliakie-Patienten gibt, mit der Zeit aber festgestellt, dass es einfach eine Art medienerzeugter Trend ist, sich glutenfrei zu ernähren, um gesund und schlank zu bleiben. Was natürlich Bullshit ist. Aber nun gut ...

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