Montag, 2. Mai 2011

Noch mal Essen

Mein Blog ist verfressen. Egal. 
Die Kiwis haben irgendwie ein seltsames Verhältnis zu Lebensmitteln. Gekauft wird – auch in dem Edel-Supermarkt, in dem ich momentan arbeite – was günstig ist. Das ist ja auch mehr als legitim. Dabei ist allerdings oft nicht entscheidend, was es eigentlich ist, solange man nicht viel dafür bezahlen muss. Viele Kunden laufen mit dem aktuellen Angebotszettel in den Laden, kommen zu mir und wollen den Käse, der gerade "on special" ist, also weniger Geld kostet. Ich weise schließlich auf die Maasdam-Stücke hin, die wir in weiser Voraussicht fertig geschnitten auf der Theke liegen haben und will zu kompetenter Geschmacks- und Verwendungsberatung ansetzen, um festzustellen, dass sich eigentlich niemand für Geschmack und Verwendung des Käses interessiert. Es wird ein Stück genommen und zum nächsten Sonderangebot gelaufen. Aber: Diese Leute kaufen wenigstens etwas. Und wenn sie so mal aus Versehen Käse statt gelber, fettiger Pappe zu Hause haben ... bitteschön. Sehr irritierend finde ich aber die Menschen, die gezielt "einkaufen" kommen, um sich an unseren Proben sattzuessen. Nun kenne ich das noch aus Deutschland, aber was ich hier beobachte, ist extrem. Es gibt Leute, die an die Theke kommen und sich, ohne mit der Wimper zu zucken, von der Wurst über den Käse bis zu den Oliven futtern, dabei mehrmals zugreifen und nicht einmal so tun, als wären sie auch nur im Geringsten daran interessiert, etwas zu kaufen oder sich beraten zu lassen. Die meisten sagen dabei keinen Ton (eine Antwort auf mein inzwischen erlerntes "How r u today?" wäre zum Beispiel nett) – manche allerdings beschweren sich sogar, dass wir zum Beispiel nicht das richtige Brot bereitgestellt haben, um diesen und jenen Dip zu probieren. Nun gut. Das sind Kunden und damit Könige. Und teilweise kann ich sie ja auch verstehen. Man verdient hier eben nicht viel und ich schaue beim Einkaufen auch sehr genau auf den Preis. Aufregen muss ich mich aber über meinen Arbeitgeber, den ich hier leider schon mal erwähnt habe, der aber hoffentlich nicht nach "Kiwi-Missy" googlet. Es ist nämlich so: Wenn am Ende eines Tages Dinge übrig bleiben, die am nächsten Tag nicht mehr verkauft werden können, aber noch lange nicht ungenießbar sind, werden diese nicht wie in Deutschland an so etwas wie die Tafeln gespendet oder den Mitarbeitern angeboten, sondern schlicht weggeworfen. Und das ist eine Anweisung von Menschen, die diesen Laden eröffnet haben, weil sie behaupten "great food" zu lieben. Geht nicht in meine Birne. 
Wirkliche Wertschätzung von gutem Essen habe ich bisher eigentlich nur bei meiner tollen Kollegin Rosa und auf dem Coatesville Market, den wir gestern besucht haben, erlebt. Hier gibt es zahlreiche Stände mit Käse in allen Variationen, handgeschöpfter Schokolade, Sauerteigbrot und anderen Köstlichkeiten aus aller Welt – und die Menschen genießen und kaufen diese Köstlichkeiten. Ich habe niemanden auch nur ein einziges Mal nach einem Preis fragen hören. Vielleicht liegt das an der guten Wohngegend, in der dieser Markt stattgefunden hat, vielleicht an der tollen Atmosphäre ... ich weiß es nicht. Aber ich habe mich sehr darüber gefreut und gleich ein bisschen echtes Lakritz gekauft. Und ich habe mir fest vorgenommen, bei der nächsten Gelegenheit einen der zahleichen Farmer's Markets zu besuchen, die es hier wohl in fast jedem Stadtteil gibt. Angeblich bekommt man da landwirtschaftliche Produkte wie Obst, Gemüse und Eier in Bio-Qualität direkt vom Erzeuger – und wenn ich darüber nachdenke, sollte ich in meinen Einträgen vielleicht nicht zu sehr verallgemeinern. Denn wenn es keine Kiwis gäbe, die das zu schätzen wissen, gäbe es wohl auch diese Märkte nicht ...

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